Test: Donkey Kong Country: Tropical Freeze (Wii U)


  • Test

Dass die Wii U sich aktuell nicht gerade blendend verkauft, dürfte kein Geheimnis sein. Das will Nintendo ändern, indem konstant hochwertige Titel aus dem eigenen Haus veröffentlicht werden sollen. Dafür steht mit Donkey Kong Country: Tropical Freeze der nächste Titel in den Startlöchern. Wir haben zu den Bananen gegriffen, nebenbei das Spiel gezockt und verraten euch, wie viel Spaß wir dabei hatten.

Wer auf Jump & Runs steht, war mit Nintendo-Konsolen schon immer gut bedient. Nicht nur Maskottchen Mario war von Anfang an dabei immer ein verlässlicher Kandidat für garantiert hochklassige Action auf Plattformen, auch der fellige Geselle Donkey Kong konnte bereits auf dem Super NES mit seinen Qualitäten im Genre überzeugen. Mit Donkey Kong Country Returns spendierten die texanischen Retro Studios dem Affen auf der Nintendo Wii ein furioses Comeback, das nicht nur technisch glänzte, sondern auch mit spielerischer Raffinesse aufwartete. Über das nächste Projekt der Entwickler kursierten daraufhin viele Gerüchte. Sagte man ihnen erst die Arbeiten an einem neuen The Legend of Zelda-Teil nach, sollten es danach Gerüchten zufolge entweder ein neuer Metroid-Teil oder ein Ableger der Starfox-Reihe sein. Letztlich kam es allerdings ganz anders, denn auf der E3 2013 wurde zur Überraschung vieler Fans Donkey Kong Country: Tropical Freeze als aktuelles Projekt der Retro Studios vorgestellt. Ursprünglich sollte das Spiel bereits vor Weihnachten 2013 in den Läden stehen, allerdings wurde der Release Anfang Oktober noch einmal nach hinten verschoben. Nintendos Klempner Mario zog in Super Mario 3D World somit alleine ins Weihnachtsgeschäft für die Wii U, während der Affe Donkey Kong das neue Jahr mit einem Paukenschlag eröffnet.

Bananen, Schnee und Wikiniger

In Donkey Kong Country: Tropical Freeze sind diesmal nicht einzig und alleine die Bananenvorräte unserer liebsten Affen in Gefahr, denn es gibt eine weitaus schlimmere Bedrohung. Gerade als Donkey Kong zusammen mit Diddy, Dixie und Opa Cranky seinen Geburtstag feiern will, huscht eine Schneeflocke durchs Fenster und löscht die Kerze. Schnee mitten in den Tropen? Richtig, denn eine finstere Truppe Wikinger steuert mit ihrem Schiff auf die Insel der Affen zu, friert diese vollkommen ein und verbannt die Affenbande auf eine ferne Insel. Von dort aus müssen Donkey Kong und seine Freunde nicht nur den Weg zurück auf ihre Insel antreten, sondern auch die Viehkinger der Reihe nach besiegen, bis sie am Ende dem Boss der Bande aus dem hohen Norden gegenüberstehen. Über insgesamt sechs verschiedene Inseln und durch etliche Level führt der Weg unsere Affen, wobei die einzelnen Stages natürlich mit allerhand Hindernisse, Fallen und Gegnern gespickt sind.

Das Grundprinzip der Serie wurde dabei natürlich beibehalten: Wer 100 Bananen sammelt, erhält ein Extraleben, in jedem Level sind die vier Buchstaben K-O-N-G versteckt und die einzelnen Puzzlestücke in jedem Level sind besonders gut verborgen. Gegner lassen sich mit einem Sprung auf den Kopf oder einer geschickt geplanten Rolle aus dem Weg schaffen, Abgründe bedeuten meist den sofortigen Lebenslverlust, während Stacheln und Flammen an euren Herzen zehren. Mit den bekannten Fässern ballert ihr euch sofort oder auf Knopfdruck durch die Lüfte, während ihr in der Lore wilde Fahrten über einstürzende Schienen vollführt und euch unter Wasser durch verwinkelte Höhlen kämpft. Irgendwann ist in einer Kiste auch das Nashorn Rambi versteckt, das euch als Reittier zur Verfügung steht und eure Widersacher auf die Hörner nimmt. Euch kommt bisher alles bekannt vor? Das ist durchaus richtig. Doch geschlafen haben die Entwickler der Retro Studios nicht, sondern halten neben diesen Standards der Serie auch ein paar interessante Neuerungen für euch bereit: Diddy und Dixie Kong als Partner sind euch bereits bekannt und wieder einmal könnt ihr ihre Sonderfähigkeiten nutzen, um mit Diddys Rakete länger in der Luft zu bleiben oder Dixies wirbelnden Haaren kurzzeitig sogar nach oben zu schweben. Der Neuling im Bunde, Cranky Kong, nutzt dagegen einen Pogostock, mit dem ihr nicht nur höher springen, sondern auch dornige Flächen unbeschadet überqueren könnt.

Donkey Kong Country: Tropical Freeze (Wii U)

Hilfreiche Items, fordernde Level

Mit bis zu vier Herzen verteilt auf zwei Affen scheint Donkey Kong Country: Tropical Freeze im ersten Moment recht großzügig zu sein. Neu ist dabei auch, dass Funky Kong euch für gesammelte Bananenmünzen in seinem Shop allerhand Boni verkauft, die euch wirklich helfen können. Grüne Ballons hieven euch aus der Tiefe, wenn ihr in einen Abgrund gestürzt seid, rote Ballons spendieren euch ein zusätzliches Herz und der Vollkasko-Trank beispielsweise schützt eure Lore einmalig vor einem Treffer. Die nach dem Kauf in euer Inventar gewanderten Gegenstände dürft ihr dann bei Bedarf vor dem Start eines Levels aktivieren. Alles easy also? Mitnichten, denn bereits nach wenigen Levels sollte klar sein, dass euch die Retro Studios den Erfolg im Spiel nicht einfach so schenken. Die Levels an sich mögen zwar zu bewältigen sein, wer allerdings alle versteckten Geheimnisse finden will, wird etliche Leben lassen. Erst wenn man diesen Punkt erreicht hat, versteht man auch, warum man mitunter schon einmal locker 40 bis 50 Leben auf seinem Konto ansammeln kann, nur um in einem Level mal eben 20 davon zu verballern. Zum Glück wird Donkey Kong Country: Tropical Freeze dabei aber niemals unfair, sondern fordert euch einfach mit vertrackten Sprüngen, geschickt platzierten Gegnern, in den Tiefe bröckelnden Plattformen und dergleichen mehr. Die teils behäbige Steuerung der Affen reagiert dabei auf den Pixel genau und ist schnell in Fleisch und Blut übergegangen. Wahlweise mit dem GamePad, der Kombination aus Wiimote und Nunchuk oder dem Pro Controller steuert ihr eure Affen über den Bildschirm.

Wer noch einen Freund zur Seite hat, darf mit ihm kooperativ ins Spiel einsteigen. Doch auch Einzelspieler finden in Donkey Kong Country: Tropical Freeze jede Menge Beschäftigung. Als ob es nicht genug wäre, in jedem Level die K-O-N-G Buchstaben und alle Puzzleteile zu finden, warten zahlreiche versteckte Ausgänge auf euch. Ist ein Level absolviert, darf es in einem Wettlauf gegen die Uhr erneut gespielt werden. Erreicht ihr eine Bestzeit, dürft ihr diese in die Online-Ranglisten hochladen und euch mit Spielern aus aller Welt messen. Das Sammelfieber wird auch durch die freischaltbaren Figuren im Spiel geweckt. Für jeweils fünf Bananenmünzen dürft ihr euch eine Kugel aus dem Automaten bei Funky holen, in der sich jeweils eine Figur befindet. Das Repertoire reicht hier von der Kong-Familie über die einzelnen Standardgegner bis hin zu den Endbossen. Leider kommt es allerdings schnell vor, dass die Figuren doppelt vorhanden sind und sich eure Sammlung somit nur langsam erweitert. Nach den ersten paar Spielstunden bei 20 gekauften Kapseln nur eine einzige neue Figur dabei zu haben, kann schon etwas frustrierend sein.

Donkey Kong Country: Tropical Freeze (Wii U)

Swingen und Grooven mit schwächen in der Optik

Nachdem die Retro Studios bisher aus jeder Konsole von Nintendo das Letzte herausgeholt haben, waren viele gespannt darauf, was das texanische Studio auf der Wii U auf den Bildschirm zaubern würden. Die ersten Spielminuten sind dabei durchaus ein wenig ernüchternd. Klar, die HD-Grafik wirkt kunterbunt und knackig scharf und auch das Fell der Affen ist so flauschig wie nie zuvor. Allerdings wirken gerade die ersten Levels ein wenig ernüchternd und fast schon altbacken. Erst im Laufe der Zeit erkennt man, wie viel Liebe zum Detail in das Spiel geflossen ist, die sich auch in seiner grafischen Präsentation bemerkbar macht. Die Levels wirken in sich stimmig und wer die erste Insel, die sich in den tropischen Mangroven befindet, überwunden hat, wird bald auch feststellen, dass es durchaus andere Locations und Settings im Spiel gibt, die eben nicht unbedingt typisch für das Genre sind und deshalb nicht schon tausend Mal gesehen wurden. Dass die Retro Studios dabei unter anderem auch auf das Schattenspiel-Setting wie im Wii-Vorgänger zurückgreifen, ist durchaus legitim. Mittels aktiven Kamerafahrten bei Kanonanschüssen quer durch die Botanik bringen die Entwickler auch eine bisher nicht gekannte Dynamik ins Spiel, die gefällt. Die Ladezeiten hätten vielleicht noch etwas kürzer ausfallen dürfen und man hat nie das Gefühl, als wäre Nintendos aktuelle Heimkonsole wirklich stark ausgereizt. Trotzdem hatten wir es bisher noch nie mit einem so schönen Spiel der Serie zu tun.

Wo die Grafik nicht gerade für offene Münder sorgt, schmeichelt der Sound den Ohren dagegen umso mehr. Kein Wunder, zeichnet sich doch niemand anderes als der ehemalige Rare-Komponist David Wise, der bereits zu den Originalen auf dem Super NES seine Werke beitrug, für diesen verantwortlich. So swingen und grooven wir auch auf der Wii U wieder begleitet von atemberaubenden Kompositionen durch die Mangroven und dürfen kompositorischen Meisterwerken lauschen. Abgerundet wird das Ganze von affenstarken Soundeffekten, die Fans der Serie sofort wiedererkennen werden. Hier wurde also ganze Arbeit geleistet. Da verzeiht man es den Entwicklern schon fast wieder, dass auf die Besonderheiten des Wii U GamePads komplett verzichtet wurde. Lediglich Off-TV-Gameplay wird unterstützt, ansonsten bleibt bei der Wahl des TV als Bildschirm das GamePad schwarz. Das ist schade, zeigt aber auch ein wenig das Dilemma, in dem Nintendo mit der Wii U steckt. Wenn selbst hauseigene Entwickler keine zündenden Ideen für das GamePad bringen, wie will man erst die Kunden von der Notwendigkeit des zweiten Bildschirms überzeugen? Donkey Kong Country: Tropical Freeze kann zwar kein Argument für das GamePad liefern, als wunderbares Jump & Run ist es aber in gewisser Weise doch ein Kaufgrund für die Konsole in Form eines weiteren, hochwertigen Exklusivtitels. Das ist immerhin auch etwas wert.

Donkey Kong Country: Tropical Freeze (Wii U)

Fazit

Die Affen sind zurück! Die Retro Studios liefern mit Donkey Kong Country: Tropical Freeze einen hochklassigen Titel ab, der zwar grafisch niemanden vom Hocker haut und auch das GamePad nicht wirklich innovativ einbindet, aber dank der Musik von David Wise trotzdem in technischer Hinsicht gefällt. Das gewohnt gute Gameplay wurde mit vielen neuen Ideen angereichert, das Spiel ist knackig schwer, wie es sich für die Serie gehört, und wartet mit vielen versteckten Extras, Abzweigungen und Geheimnissen auf, für deren Entdeckung man sich etliche Stunden auf die verschiedenen Inseln entführen lassen kann. Genrefans werden sich freuen, dass sie nach Mario und Rayman nun ein weiteres Highlight in ihrer Wii U rotieren lassen können.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Download-Codes zu Donkey Kong Country: Tropical Freeze!

Bewertung

8.5
Gesamt
8.0
Mehrspieler

Sehr gut


Kurzfazit

„Bananenstarkes Wii U-Jump & Run mit Nintendos Vorzeigeprimaten, das nur grafisch nicht voll überzeugen kann.“

Alexander Geisler

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