Test: Bayonetta 2 (Wii U)


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Die Ankündigung von Bayonetta 2 exklusiv für Wii U war eine der größten Überraschungen der letzten Jahre. Nintendo-Fans frohlockten und Anhänger der schwarzhaarigen Hexe, die nicht im Besitz der GamePad-Konsole sind, ärgerten sich. Doch ist das überhaupt gerechtfertigt? In unserem Test verraten wir euch wie gut Bayonettas zweites Abenteuer geworden ist und ob sich für das Action-Spiel die Anschaffung einer Wii U lohnt.

Nach den zwar nicht vollkommen miesen, aber zu schlechten Verkaufszahlen von Bayonetta rechnete kaum noch jemand mit einem zweiten Teil. Erst der Einstieg von Nintendo in das Projekt ermöglichte die Rückkehr der Umbra-Hexe. Und das ist auch gut so. Wie schon der erste Teil kann auch Bayonetta 2 mit brachialer Action, tollen Effekten, einer präzisen Steuerung, gigantischen Bossen, skurrilem Gegnerdesign, abgedrehten Charakteren und einem guten Schuss Augenzwinkern überzeugen. Damit hat die Wii U einen Exklusiv-Titel um den Besitzer von Playstation 4 und Xbox One Nintendo-Anhänger beneiden können. Doch gehen wir etwas mehr ins Detail.

Japanisch, esoterisch, verworren

Bayonetta 2 setzt einige Zeit nach dem Ende des ersten Teils an. Die schwarzhaarige Hexe macht sich auf den Weg die Seele ihrer Freundin Jeanne aus der Hölle zurückzuholen. Dabei begegnet sie dem mysteriösen Jungen Loki. Welche Bedeutung er genau hat und in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Es sei aber soviel gesagt, dass euch eine typisch japanische Erzählung erwartet, die gerade in der zweiten Hälfte etwas verworren und esoterisch angehaucht daherkommt. Vorkenntnisse aus dem ersten Teil sind zwar nicht dringend notwendig, aber dennoch zu empfehlen, da euch sonst viele Anspielungen entgehen und manch eine Enthüllung nicht so gut funktioniert.

Die Charaktere sind erneut recht bizarr und alles andere als realistisch, aber das ist auch gar nicht das Ziel der Entwickler gewesen. Es ist absolut klar, dass hier eine abgedrehte Geschichte mit vollkommen skurrilen Charakteren erzählt werden soll. Das dürfte nicht jedem gefallen, passt aber perfekt zum Spiel, auch weil es sich trotz der doch recht ernsten Geschichte nicht immer ganz ernst nimmt. Anders dürfte an ein solches Spiel auch gar nicht heran gegangen werden. Schön ist auch, dass Bayonetta wieder perfekt mit den lüsternen Blicken der Spieler spielt ohne dabei den Eindruck eines starken Charakters zu verlieren.

Schade ist, dass Platinum Games, neben den hervorragenden Zwischensequenzen, wie schon beim ersten Teil erneut häufig auf vertonte Standbilder setzt, um die Geschichte zu erzählen. An manchen Stellen mag dies durchaus noch nachvollziehbar sein, aber oft wäre eine richtige Videosequenz schlichtweg besser gewesen. Gerade weil die Standbilder das Tempo aus dem Spiel nehmen und zugleich einige grafische Mängel wesentlich deutlicher in den Vordergrund treten lassen.

Bayonetta 2 (Wii U)Entgegen einiger Befürchtungen ist Loki kein nerviger Charakter geworden.

Prügeln durch Himmel und Hölle

Dafür kann Bayonetta 2 an anderer Stelle mehr als nur überzeugen. Wie in anderen Hack'n'Slay-Spielen ist das Kampfsystem das dominierende und wichtigste Gameplay-Element. Ihr steuert Bayonetta aus der Third-Person-Perspektive und verprügelt die Gegner mit einem Drei-Button-System. Dabei lassen sich zahlreiche Kombos ausführen, die euren Kombozähler in die Höhe treiben und von den unterschiedlichen Waffen abhängig sind. Habt ihr zu Beginn ausschließlich eure Pistolen, findet ihr im Laufe des Spiels weiteres Kampfwerkzeug wie einen Bogen oder Katanas. Insgesamt lassen sich zwei Waffensets festlegen. Diese bestehen wiederum aus einer Waffenauswahl für die Hände und die Füße. Mit einem einfachen Knopfdruck wechselt ihr anschließend fließend zwischen den Waffen und reiht so eure Kombos aneinander. Das ist auch wichtig so, denn am Ende eines jeden Kampfes erhaltet ihr eine Bewertung, die neben der benötigten Zeit und dem eingesteckten Schaden auch eure Kombos berücksichtigt. Die dabei erlangten Medaillen reichen von Stein bis zu reinem Platin und haben Einfluss auf die Endwertung eines jeden Kapitels.

Dazu kommt die bereits aus dem ersten Teil bekannte Hexenzeit. Weicht ihr kurz bevor der Angriff eines Gegners euch trifft aus, aktiviert sich eine Zeitlupe und ihr habt für einige Sekunden die Möglichkeit eure Gegner ohne Gegenwehr zu attackieren. Während der Kämpfe ladet ihr außerdem eure Magieanzeige auf, die ihr wiederum auf zwei Weisen nutzen könnt. Zum Einen ermöglicht euch eine aufgeladene Magieleiste den Einsatz der ebenfalls schon in Bayonettas Debut-Spiel verfügbaren Folterangriffe, bei denen der ausgewählte Gegner auf recht brutale Weise ausgeschaltet wird. Alternativ könnt ihr auch den Umbra-Klimax aktivieren. Dadurch verursachen eure Angriffe mehr Schaden und haben eine höhere Reichweite. Diese Wahlmöglichkeit bringt eine kleine taktische Tiefe in das Kampfsystem.

Alles in allem können die Kämpfe in Bayonetta 2 mehr als nur überzeugen. Sie spielen sich überaus eingängig und sind schnell erlernt – Einsteigerfreundlichkeit ist hier ganz groß geschrieben ohne dabei den Anspruch zu missachten. Der Schwierigkeitsgrad steigt stetig an und fordert auf höheren Stufen auch erfahrene Spieler. Lediglich die Übersicht geht manchmal etwas verloren, aber nach einiger Eingewöhnungszeit ist auch das nur noch ein geringes Problem. Insgesamt hat Platinum Games ganze Arbeit geleistet.

Bayonetta 2 (Wii U)In den Kämpfen setzt ihr immer wieder Dämonen ein. Dabei verwandelt sich Bayonettas Haar, das normalerweise einen großen Teil der Kleidung ausmacht, in den jeweiligen Höllenbewohner.

Hexen wollen Boni und Zweisamkeit

Bayonetta 2 bietet abseits der Geschichte und dem Drang möglichst die beste Wertung in jedem Kapitel zu erreichen noch einige weitere Gründe, auch nach dem Abschluss der eigentlichen Kampagne, nicht mit dem Spiel aufzuhören. Zahlreiche versteckte Extras und Bonusportale bringen euch dazu die bereits absolvierten Level noch einmal zu spielen und genauer zu erforschen. Dadurch hält euch das zweite Abenteuer der schwarzhaarigen Hexe deutlich länger als die etwa 9 Stunden, die zum Durchspielen der Geschichte benötigt werden, bei der Stange.

Zusätzlich hat Platinum Games Bayonetta 2 auch noch einen Online-Mehrspielermodus spendiert. In diesem tretet ihr mit einem Freund gemeinsam gegen Gegnerhorden an. Bisher konnten wir diesen Bereich des Spiels aber noch keinem Test unterziehen, weshalb eine Einschätzung an dieser Stelle nicht möglich ist.

Sexy Hexe mit Makeln

Gleich vorweg sei gesagt, dass die Action in Bayonetta 2 bombastisch inszeniert und die Effektgewalt einfach nur überragend ist. Aber genau hier dürfte auch der Grund für die eine oder andere grafische Unzulänglichkeit sein. Schwache, teilweise sogar richtig hässliche Texturen, unschöne Hintergrundelemente, eckige Schatten und Treppcheneffekte sind nicht gerade ruhmvoll für die sexy Hexe. Aufgrund der beinah stets anhaltenden Action fallen euch solche Stellen aber meistens sowieso nicht auf. Dazu kommen aber auch einige wirklich schöne Stellen, die zeigen, dass Bayonetta 2 grafisch doch einiges mehr zu bieten hat als der erste Teil. Sowieso gelungen sind die Charaktermodelle und Gegner. Letztere sind schön abgedreht und einfach nur toll in Szene gesetzt.

Bayonetta 2 (Wii U)Gerade die Kämpfe sind wieder effektreich und brachial in Szene gesetzt. Highlights sind dabei die einfallsreich designten und teils riesigen (Boss-)Gegner.

In Sachen Sound braucht sich Bayonetta 2 eigentlich nicht zu verstecken. Die Effekte passen zum Geschehen und kommen schön brachial daher. Die Musikuntermalung ist allerdings oft reine Geschmackssache. Wie schon beim ersten Teil setzt Platinum Games teilweise auf Japan-Pop, was sicherlich nicht jedem gefallen dürfte. Ebenfalls gelungen ist die englische Sprachausgabe. Die immer wieder eingestreuten flapsigen Sprüche der Charaktere passen einfach gut zum Spiel.

Fazit

Bayonetta 2 ist genau das, was Kenner des ersten Teils erwarten: ein brachial inszeniertes Hack'n'Slay mit grotesken Gegnern, gigantischen Bossen, einem nahezu perfekten Kampfsystem, abgedrehten Waffen und einer sexy Protagonistin. Die bunte Action funktioniert einfach und unterhält auf höchstem Niveau. Selbst Spieler die mit der Geschichte, den Gegnern oder den Charakteren nichts abgewinnen können, werden durch die spaßigen Kämpfe mehr als entschädigt. Platinum Games liefert eines der bisher besten Wii U-Spiele ab, bei dem besonders Action-Liebhaber zugreifen müssen.

Bewertung

9.5
Gesamt
-
Mehrspieler

Fantastisch


Kurzfazit

„Bombastisch inszenierter Action-Hit mit nahezu perfektem Kampfsystem, einer sexy Heldin und skurrilen Gegnern - leider trüben grafische Mängel den Gesamteindruck etwas.“

Alexander Geisler

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