Wii U-Countdown – Teil 4: Die aktuelle Marktsituation


  • Wii U-Countdown – Teil 4: Die aktuelle Marktsituation

Im vierten Teil unserer Countdown-Artikelreihe bis zur Markteinführung der Nintendo Wii U, beleuchten wir die aktuelle Marktsituation und versuchen zu klären, wie Nintendo sich mit der neuen Konsole positionieren kann und soll.

Mit der Wii hat Nintendo etwas geschafft, was wohl selbst Experten so recht nicht erwartet hatten. Der Gamecube war zuvor zwar finanziell erfolgreich gewesen, mit ca. 22 Millionen verkauften Einheiten weltweit lag Nintendo aber sogar knapp hinter dem damaligen Neuling im Konsolengeschäft Microsoft. In dieser Situation wurden die Stimmen laut, die Nintendo eine Zukunft als reiner Spieleentwickler prognostizierten und der Hardware des japanischen Unternehmens keine Chance mehr für die Zukunft gaben. Dann kam die Wii, die Bewegungssteuerung und der damit ausgelöste Boom in der Videospielbranche. Wir alle wissen wohl noch zu gut, wie es vor allem in den USA monatelang immer wieder Nachrichten zu den Lieferengpässen der Konsole gab.

Nintendo erweiterte die Gemeinde der Videospieler und holte ältere Menschen genauso mit an Bord wie Spieler, die seit langer Zeit nicht mehr gespielt hatten. Die Casualswelle rollte. Und die Spielerschaft spaltete sich auf. Hardcoregamer zockten bereits seit Jahren und fanden es fürchterlich, dass andere Spieler mit seichten Spielchen und viel Gefuchtel vor der Konsole hingen. Genau diese Spielergruppe fand aber Gefallen an simplen Spielen wie etwa Wii Sports, Wii Party oder Wii Fit. Keine komplizierten Tastenkombinationen, kein stundenlanges Einarbeiten ins Spielsystem, einfach loslegen und Spaß haben.

Konnte Nintendo dank diesen Booms mit den Verkaufszahlen der Wii mehr als zufrieden sein und immer wieder neue Verkaufsrekorde aufstellen, waren nicht alle Spieler zufrieden mit dieser Situation. Durch die deutlich schwächere Technik der Wii blieben viele Third Party-Spiele den beiden HD-Konkurrenten PlayStation 3 und Xbox 360 vorenthalten oder wurden nur lieblos auf Nintendos Konsole portiert. Hardcoregamer wandten sich somit immer mehr von Nintendo ab, der Nachschub an Third Party Software beschränkte sich nach einigen ambitionierten Projekten in den ersten Jahren, bald nur noch bis auf wenige Ausnahmen auf Musik-, Sport- und Partyspiele. Nachdem 2011 die anfangs als Project Café gehandelte Wii U offiziell angekündigt wurde, befanden sich die Verkaufszahlen der Wii bereits auf dem absteigenden Ast. Die PlayStation 3 und die Xbox 360 dagegen verkauften sich recht ordentlich, da diese mittlerweile einen für den Massenmarkt ebenfalls erschwinglichen Preis erreicht hatten. An genau dieser Stelle begann die Herausforderung für Nintendo, die Wii U im Markt zu positionieren.

Die Strategie war dabei nicht von Anfang an klar. Es gab zwar einige Aussagen seitens Nintendo, dass man die Hardcoregamer mit der Wii U für sich zurück gewinnen möchte. Da Nintendo aber lange Zeit ein Geheimnis um die verbaute Technik in der Konsole machte, zweifelten viele an diesem Vorhaben. Auf der E3 2012 hatte man dann die Chance, die gesamte Branche von der Wii U zu überzeugen. Nintendo nutzte allerdings die Pressekonferenz nicht über epische Trailer zu kommenden Spielehits, die alle Spieler weltweit in Verzückung versetzten. Stattdessen präsentierte man Portierungen wie Batman Arkham City und zeigte ausführlich die Minispielsammlung Nintendo Land. Gerüchten zufolge hatte Nintendo geplant, das aktuelle Projekt der Retro Studios zu zeigen. Doch hiervon gab es kein Material, was man auf der E3 hätte zeigen können. Viele Fans zeigten sich dennoch enttäuscht und waren der Wii U gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Hinzu kam die Tatsache, dass erst im September die finalen Details zur Konsole enthüllt werden sollte.

In der Zwischenzeit machten Gerüchte um die Konsolen der anderen beiden Hersteller weiter die Runde. Hier reichten die Spekulationen von kleinen grafischen Updates, um von Anfang an Gewinn mit der Konsole zu machen, bis zu technischen Wunderwerken, die selbst aktuelle PCs übertreffen würden. Fakten sind bis heute weder zum Xbox-Nachfolger, noch zu einer PlayStation 4 bekannt. Man darf aber davon ausgehen, dass zumindest Microsoft im nächsten Jahr spätestens auf der E3 die neue Xbox präsentieren wird. Sony kann es sich dann kaum erlauben, noch lange mit der PlayStation 4 zu warten, möchte man nicht komplett den Anschluss an die Konkurrenz verlieren. Wie schädlich sich das auf die Verkaufszahlen auswirken kann, hat sich in der aktuellen Generation deutlich gezeigt, wo man immer noch hinter Nintendo und Microsoft auf dem dritten Platz liegt, wenn man die Gesamtverkaufszahlen betrachtet.

Im September enthüllte Nintendo nun endlich die Details zur Konsole, so dass sich auch Technik-Freaks ein Bild von der gebotenen Leistung machen konnten. Dabei überraschte Nintendo mit mehr Arbeitsspeicher als angenommen. Von den insgesamt verbauten 2 GB Arbeitsspeicher steht 1 GB Speicher den Spielen zur Verfügung, während 1 GB dem System vorbehalten bleibt. Nintendo scheint also in der Tat bemüht darum, auch langjährige Zocker wieder mit ins Boot holen zu wollen. Nur so lässt sich auch der Schritt erklären, den Wii U Pro Controller mit einzuplanen. Dieser ist optisch an den Xbox 360-Controller angelehnt und sorgt mit einer sehr klassischen Buttonbelegung ohne integrierten Bildschirm dafür, dass Hardcorezocker sich auf das Spielerlebnis am TV-Bildschirm konzentrieren können. Ein erwachsener Titel wie Ubisofts Survival-Horror-Spiel ZombiU, welches in Europa sogar im Bundle mit der Konsole und einem Pro Controller auf den Markt kommt, ist ebenfalls ein Wink für alle Hardcoregamer, dass Nintendo es offenbar ernst mit ihrem Anliegen meint.

Natürlich muss man dabei berücksichtigen, dass einige der Launchtitel bereits auf PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen sind. Für die Wii U enthalten sie nun eine angepasste Steuerung sowie teils das eine oder andere Extra. Wer diese Titel bereits auf einer der anderen Konsolen gespielt hat, sieht darin natürlich kaum einen Kaufgrund für Nintendos neue Konsole. Wer aber einfach seine Wii hat verstauben lassen mangels attraktiven Spielen, kann sich davon durchaus angesprochen fühlen. Zudem ist es ein deutliches Signal für die Zukunft, was die Unterstützung der Third Party-Entwickler angeht. Nicht jedes aktuelle Projekt wird zwar für Nintendo Wii U angekündigt, aber mitunter sind die Spiele bereits zu lange in Entwicklung, um hier die bereits gemachten Pläne noch einmal umzuwerfen. Und sicherlich gibt es immer den einen oder anderen Entwickler und Publisher, der die Situation auf dem Markt erst noch ein wenig beobachten möchte, bevor er sich für ein Projekt auf der Nintendo Wii U entscheidet.

Insgesamt gesehen fährt Nintendo mit der Wii U allerdings zweigleisig. Denn wo man auf der einen Seite Hardcoregamer ansprechen möchte, liebäugelt man auf der anderen Seite dank des integrierten Touchscreens im GamePad mit Casuals, die sich aktuell für Tablets & Co begeistern können. Das asynchrone Gameplay, das Weiterspielen auf dem GamePad ohne TV sowie Dienste wie TVii in den USA zielen bereits jetzt klar auf die Familie als gesamte Zielgruppe ab. Ob diese sich bereits zu Beginn eine Wii U leisten werden, sei dahingestellt. Es ist ebenfalls fraglich, ob die Wii U einen ähnlichen Hype wie seinerzeit die Wii auslösen kann. Wichtig für Nintendo wird sein, dass man die ersten Millionen Einheiten schnell an den Mann bringt und damit eine gewisse Basis aufbaut. Das scheint den immer wiederkehrenden Berichten von erschöpften Vorbestellerkontingenten nach auch zu gelingen. Die ersten Engpässe zum Launch der Konnsole zeichnen sich bereits ab.

Dieses Momentum muss Nintendo allerdings nutzen, um nicht nur die Spieler, sondern auch die restlichen Publisher von der Wii U zu überzeugen. Denn die Konkurrenz schläft nicht und spätestens wenn Microsoft und Sony ihre technisch wohl stärkeren Konsolen im nächsten Jahr ankündigen, muss Nintendo die Wii U bereits so weit auf dem Markt etabliert haben, dass ein weiterer Spielenachschub auch seitens der Third Party-Hersteller gesichert ist. Ein Ausblick auf kommende Nintendo-Highlights wie Zelda, Metroid oder ein 3D-Mario sind ebenfalls essentiell wichtig. Nur so können auch Hardcoregamer überzeugt und bei Laune gehalten werden, während die Gelegenheitsspieler beim passenden Preis und der entsprechenden Platzierung der Konsole in den Medien später ebenfalls zur Wii U greifen könnten. Nintendo hat also noch viele Hausaufgaben zu erledigen, schickt sich momentan offenbar aber auch an dies zu tun. Wir dürfen gespannt sein und die Situation in den nächsten Monaten aufmerksam verfolgen.

Artikelreihe: Wii U-Countdown


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