Test: ZombiU (Wii U)


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Bereits zur Markteinführung der Nintendo Wii im Jahre 2006 war Ubisoft ein Publisher der ersten Stunde – mit Red Steel führte der Hersteller zu seiner Zeit auch gleich ein komplett neues Franchise ein. Die Parallelen zum aktuellen Wii U-Launchtitel ZombiU sind damit also bereits gegeben, denn das Horror-Survival-Spiel ist ebenfalls eine komplette Neuentwicklung und exklusiv für die Wii U erhältlich. Dass Red Steel auf Wii im Nachhinein jedoch die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte, ist hoffentlich keine weitere Parallele zu ZombiU. Oder?

ZombiU war wohl eines der am heißesten erwarteten Launchspiele für die Wii U – sehr beachtlich, wenn man sich vor Augen führt, welches Genre und welche Zielgruppe der Titel bedient. Kein Party-Gefummel, sondern knallharte Zombie-Survival-Horror-Blut-an-den-Wänden-Schocker-Action. Also im Grunde das französische Pendant zu Resident Evil. In ZombiU besinnt man sich dabei im Grunde auf die wesentlichen Elemente, die, die ersten vier Teile von Resident Evil so gut gemacht haben: Angst, Spannung, Schockmomente und immer viel zu wenig Munition. In Ubisofts Survival-Trip schlüpft der Spieler in die Rolle eines Überlebenden im verseuchten London. Gut, „Rolle“ ist vielleicht nicht ganz richtig – vielmehr müsste es „Rollen“ heißen. Überlebt der jeweils aktuell gespielte Protagonist das Zusammentreffen mit den Untoten nicht, so verwandelt er sich selber in einen Zombie und geistert fortan mit bösen Absichten im Spiel umher. Der Spieler hingegen übernimmt stattdessen die Kontrolle über einen anderen Überlebenden. Dieses aus Walking Dead bereits bekannte Gameplay-Element sorgt dafür, dass der vorherige Protagonist immer zunächst aufzusuchen und zu erledigen ist, trägt er doch schließlich noch die komplette Ausrüstung mit sich herum.

Somit wechselt die Hauptfigur im Laufe des Spiels wohl unzählige Male auf dem Weg, der todbringenden Seuche von London auf die Spur zu kommen. Die komplette Stadt ist nämlich voll von Kreaturen, die an das Fleisch der Überlebenden wollen und diese dabei gleichzeitig infizieren. Lediglich in einer weit abgelegenen und verschütteten Ecke der berühmten Londoner Underground gibt es eine kleine Basis, aus der es immer wieder hinaus in die verseuchte Stadt geht, um diverse Missionen zu erfüllen. Dabei gibt eine mysteriöse Stimme aus dem Off dem Spieler zahlreiche Anweisungen, was als nächstes zu tun und zu beachten ist. Mitgefühl dieser geheimnisvollen Person dürft ihr jedoch nicht erwarten, im Gegenteil – sie hat wohl schon zu viele Überlebende scheitern gesehen, sodass sie bei einem Scheitern eher genervt wirkt. Neben diesem Tutor jedoch ist das wichtigste Gut im Spiel zweifelsohne das Wii U GamePad – eine Übersichtskarte samt Zombie-Radar, Inventarverwaltung und Umgebungs-Scanner in einem. Um die Übersichtskarten jedoch überhaupt nutzen zu können, gilt es, die Überwachungskameras in den Londoner Straßen wieder in Betrieb zu nehmen. Dies ist im Grunde zunächst das Hauptaugenmerk der Missionen. Denn mit diesen Kameras lässt sich nicht nur das Kartenmaterial auf das GamePad zaubern, sondern auch aus der Basis per Monitorwand erblicken, was die Untoten gerade so treiben. Für nachfolgende Missionen nicht unerheblich.

Und so gilt es also nach und nach im virtuellen London voranzukommen. Dabei ergibt sich auch zwangsweise ein gewisses festes Schema im Spiel – die Übernahme der Kontrolle eines neuen Überlebenden, der aus der Basis heraus starten muss und als erstes die Stelle besuchen sollte, an der, der vorherige Protagonist infiziert wurde. Diesen gilt es rasch zu erledigen, um wieder an die Ausrüstung zu gelangen. Damit ausgestattet wird das eigentliche Missionsziel weiter verfolgt. Dabei ist es aber natürlich dem Spieler überlassen, sich ein wenig fernab des eigentlichen Ziels zu bewegen und die Gegend zu erkundschaften, um möglicherweise brauchbare Gegenstände oder Waffen zu finden. Allerdings bedarf es hier einer durchdachten Entscheidung – jeder einzelne Zombie kann das Ende bedeuten. Um sich dieser lästigen Kreaturen zu entledigen gibt es verschiedene Waffen. Immer zur Hand ist ein Cricketschläger, der im Nahkampf gegen die Untoten öfter zum Einsatz kommt, als dem Spieler wohl lieb ist. Eine Schusswaffe ist zwar auch meist vorhanden, aber in bester Resident-Evil-Manier immer mit zu wenig Munition ausgestattet. Weiterhin finden sich nützliche Dinge wie Tretminen oder Leuchtraketen in den Levels, um die Zombies entweder flächendeckend zu bekämpfen oder abzulenken. Neben den Waffen jedoch auch ganz wichtig ist die Taschenlampe. Die meist düsteren und mehr als schlecht beleuchteten Straßen und Gebäude in London, sind ohne die handliche Leuchte kaum zu bewältigen. Der Nachteil jedoch – das Licht lockt die Zombies an. Und auf die Batterieleistung ist natürlich auch zu achten.

Gespielt wird also ausschließlich mit dem Wii U GamePad, das wie beschrieben als Multifunktionsgerät dient. Die Spielfigur wird mittels der Analogsticks bewegt, die Schultertasten dienen zum Anvisieren und Schießen. Wird der Umgebungsscanner aktiviert, so richtet sich der Blick auf den Touch-Screen und mittels Bewegungssteuerung wird die Umgebung abgesucht. Per Touchpad ist zudem das Inventar erreichbar und die mysteriöse Stimme aus dem Off erklingt aus dem im GamePad eingebauten Lautsprecher.

Optisch bietet ZombiU eher gehobene Durchschnittskost an. Insgesamt wurde das virtuelle London aber sehr stimmig in Szene gesetzt und die Schauplätze auch oftmals sehr detailliert gestaltet. Die Zombies sehen einfach schön schauderhaft aus und ein beklemmendes Gefühl entsteht beim Durchstreifen der kleinen, dunklen Straßen sowie Kanalisationen und U-Bahnstationen ebenfalls. Dennoch, ein Spiel von Ende 2012 hätte durchaus noch ein wenig mehr Feinschliff vertragen können.
Der Sound hingegen kann durchaus überzeugen. Der Sprecher aus dem Hintergrund wird über die Lautsprecher des GamePads hervorragend in Szene gesetzt, sodass der Controller, neben den anderen bereits genannten Steuerungsfunktionen, tatsächlich als perfektes Bindeglied zwischen realer und virtueller Welt dient. Die Klangkulisse im Spiel sorgt für eine richtig schauderhafte Szenerie, auch die Musikuntermalung tut ihr übrigens.

Zu erwähnen sei abschließend auch noch der Multiplayer-Modus, der für zwei Spieler im Offline-Modus entwickelt wurde. Dabei gibt es mit „Todeskäfig“ und „Sturmangriff“ zwei Spiele zur Auswahl, welche den altbekannten Modi „Last Man Standing“ und „Capture the Flag“ entsprechen. In beiden Varianten übernimmt jeweils ein Spieler die Kontrolle über den Zombiekönig mittels GamePad, der andere Spieler mit herkömmlichem Controller die Überlebenden. Eine recht blutig-spaßige Angelegenheit, die jedoch insgesamt ein wenig unbalanciert wirkt, insbesondere beim direkten Aufeinandertreffen von Zombiekönig und Überlebenden.

Fazit

Insgesamt ist ZombiU ein wirklich gelungener Starttitel für die Wii U – also ganz anders, als Red Steel zu seiner Zeit, um die Frage aus der Einleitung zu beantworten. Im Grunde besinnt sich Ubisoft, wie schon erwähnt, auf die Grundelemente eines Horror-Survival-Spiels und mixt dabei einige Elemente aus Resident Evil mit Walking Dead zusammen, wodurch zwar keine herausragende Genre-Innovation entstand, aber ein gelungenes Horror-Survival-Spiel mit einem anspruchsvollen Schwierigkeitsgrad. Das Schlüpfen in immer neue Protagonisten nach dem Ableben ist jedoch Fluch und Segen zugleich. Wirkt dieses Gameplay-Element zu Beginn noch sehr erfrischend und sorgt beim Spieler für einen starken Überlebenswillen, um möglichst nicht wieder von vorne zu beginnen, so wendet sich das Blatt nach einiger Zeit in eine gewisse Gleichgültigkeit über den virtuellen Charakter, da eben keinerlei emotionale Bindung aufgebaut werden kann. Die Steuerung mittels Wii U GamePad ist wirklich gelungen – sie wirkt sehr durchdacht und nicht etwa aufgesetzt. Wer also auf gepflegte Zombie-Action für Erwachsene steht, der sollte das Zimmer abdunkeln, die Anlage aufdrehen und sich in das infizierte London begeben!

Bewertung

8.0
Gesamt
6.0
Mehrspieler

Sehr gut


Kurzfazit

„Gelungenes Horror-Survival-Spiel mit düsterer Atmosphäre, viel Adrenalin und hungrigen Zombies!“

Christian Leuenberg

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