Test: Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014 (Wii U)


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Schon ein wieder eine neue Spielesammlung? Richtig, allerdings gehörten die Wettkämpfe zwischen Mario und Sonic bis jetzt immer zu den besseren Ablegern des Genres. Ob Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014 nur der Versuch ist schnelles Geld zu ernten, oder ob euch hier eine Evolution, wenn nicht sogar eine Revolution erwartet, das erfahrt ihr im folgenden Test.

Eine Minispielsammlung lebt im Grunde von zwei Dingen: seinen Modi und seinen Minispielen. Bei ersterem ist die Ausbeute leider nicht gerade üppig ausgefallen. Zwischen 5 Modi kann man wählen: Geschick und Grips, der Singleplayer-Kampagne „legendärer Showdown“, dem Online-Wettkampf „weltweiter Versus“, Mega Medley und der Auswahl der einzelnen Spiele. Das klingt zunächst nach nicht wenig, aber einige Beschränkungen, die bei den jeweiligen Spielmodi erläutert werden, trüben dann doch etwas den Spielspaß.

Stürzt man sich alleine in das russische Olympiaspektakel, fängt man üblicherweise mit dem legendären Showdown an. Hier landet man mit 4 Charakteren auf einer Wasserplattform und tritt in verschiedenen Disziplinen gegen sein Schatten-Ich an. Der schwarze Gegner ist eine Hommage an den Schatten-Mario in Super Mario Galaxy und Super Mario 3D Land und einer der zahlreichen Beweise für die Liebe zum Detail, mit der die Entwickler am Werk waren. Insgesamt fünf Mal betritt man das Eiland auf ein neues und bewältigt bei den ersten zwei Malen vier und bei den Restlichen fünf Minispiele in Folge, wobei am Ende immer ein spezieller Herausforderer auf den Spieler wartet. Vereinfacht lässt sich sagen, dass man in diesem Modus jede Disziplin in einer vorgeschriebenen Reihenfolge vorgesetzt bekommt, was jedoch durch den fordernden und gleichzeitig fairen Schwierigkeitsgrad durchaus unterhaltsam sein kann. Für Dauermotivation sorgt Sega durch ein Punktesystem, durch das man am Ende jedes Abschnittes bewertet wird. Gewinnt man beispielsweise beim Eishockey mit sieben Toren Vorsprung, erhält man wesentlich mehr Punkte als bei einem knappen Sieg. Dieses simple System motiviert tatsächlich alles zu erreichen und unterhält für gut fünf Stunden recht ordentlich. Danach hat man allerdings alles gesehen und kann sich voll und ganz dem Multiplayer widmen.

Besagter Mehrspielermodus setzt, wie üblich bei Nintendo-Konsolen, primär auf das Spielen an einem Fernseher und nun ja auch auf dem GamePad. Wer jetzt an Nintendo Land denkt und die Hoffnung hat alle Disziplinen zu fünft spielen zu können, der wird enttäuscht sein. Nur ausgewählte Minispiele lassen sich mit dem GamePad steuern und selbst dort ist die Anzahl der Spieler auf vier begrenzt. Die Auswahl der Spiele, die das GamePad unterstützen, ist zudem sehr kurios: Snowboard lässt sich beispielsweise damit fahren, Ski jedoch nicht, da man dort ja eine Ausholbewegung mit der Wii-Fernbedienung ausführt. Hier ist Sega nicht auf die Idee gekommen diese alternativ auf einen Button zu legen. Ohne WiiMotion Plus schaut man außerdem, selbst im HD-Zeitalter, gewaltig in die Röhre, denn dieser Zusatz ist zwingend notwendig, obwohl sich einige Disziplinen auf simple Bewegungen und Knöpfe drücken beschränken.

Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014 (Wii U)

Hat man all diese Limitierungen überwunden, kann man endlich mit Freunden und Familie loslegen, am besten im Mega-Medley. Hierzu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen: Verschiedene Medleys, wie das Mario-Medley, beinhalten jeweils vier Disziplinen, die nacheinander gespielt werden. Für jede Platzierung, die man bei einem Minispiel erreicht, erhält man eine gewisse Anzahl an Punkten und wer am Ende die meisten Punkte hat gewinnt. Solch ein Modus existiert schon seit dem ersten Teil, doch er macht immer noch Spaß und Sinn, besonders wenn man bedenkt, dass es sich hier um olympische Spiele handelt. Medaillen für sein Land sammeln kann man hier allerdings nicht. Auch auf jegliche Art von neuen Impulsen wartet man vergebens, weshalb der ein oder andere an diesem Teil des Spiels wenig Freude haben könnte, denn alles was vorkommt gab es schon gefühlte tausend Mal, nur eben mit anderen Minispielen.

Kommen wir nun zur wahrscheinlich größten Neuerung im Mario & Sonic-Universum: dem Online-Multiplayer. Ganze vier Ableger haben die Entwickler gebraucht, um das Feature, sich mit anderen Spielern aus der ganzen Welt zu messen, einzubauen. Nun wurde es endlich implementiert, zum Testzeitpunkt fanden sich allerdings noch keine Spieler auf den Servern, weshalb ein Urteil nur bedingt möglich ist. Vor dem Release standen außerdem nur vier der 24 Wettkampfdisziplinen zur Verfügung, drei normale und eine Traumdisziplin. Ob der Umfang noch erweitert wird, ist leider nicht bekannt, doch wenn es bei dieser Anzahl bleibt, wäre das eine sehr magere Ausbeute. Die Anzahl an Modi ist hier nicht mal der entscheidende Faktor, sondern vielmehr die Tatsache, dass sowohl Ski Freestyle, Skicross, Snowboardcross, als auch das Winterrennen der Champions nur auf einer Strecke befahrbar sind. Der endgültige Eindruck wird nachgereicht.

Der letzte Modus, den Mario und Sonic parat hat, hört auf den Namen „Geschick und Grips“. Hier spielt ihr modifizierte Versionen der einzelnen Disziplinen gegen eure Freunde und müsst zum Beispiel die Stachis auf der Skipiste zählen, während ihr an diesen vorbeifahrt. Dank seiner Kurzweiligkeit kann man „Geschick und Grips“ als den besten Modus im Spiel und einen wahren Geheimtipp bezeichnen, zumal er reichlich Abwechslung zum Rest des Spiels bietet.

Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014 (Wii U)

All diese Modi bringen jedoch nichts, wenn die Minispiele nicht stimmig sind. Glücklicherweise war das Sega bewusst und sie gaben sich reichlich Mühe bei der Konzeption der Disziplinen. Besonders hervorzuheben ist das Winterrennen der Champions, bei dem man auf einer Strecke mit verschiedenen Fortbewegungsmitteln wie Bob oder Skiern abschnittsweise unterwegs ist. Je nachdem mit was man gerade fährt, muss man andere Abzweigungen nehmen, um mit dem jeweiligen Abfahrtsgerät eine möglichst gute Zeit zu erreichen. Spielerisch weiß Biathlon sehr zu gefallen, welches sich logischerweise in einen Ski- und einen Schießteil aufgliedert. Bei ersterem fährt man mit der Wii-Mote und dem Nunchuck die Piste entlang, immer mit Blick auf die Ausdaueranzeige, was eine kleine taktische Komponente in das Rennen um die beste Zeit einbringt. Im zweiten Teil greift man zum GamePad und schießt mithilfe der Bewegungssteuerung auf die angezeigten Ziele. Dies lässt sich wunderbar steuern und motiviert zum mehrfachen Überbieten weltweiter Rekorde. Aus präsentationstechnischer Sicht ist die Traumdisziplin des Eiskunstlaufes das absolute Maß der Dinge. Was hier an Kulissen aus dem Mario- und aus dem Sonic-Universum geboten wird, ist sehr erfreulich, denn es zeigt, wie gut sich die Entwickler mit den beiden Spielereihen auskennen.

Allgemein gibt es an der Präsentation kaum etwas zu meckern. Überall verstecken sich viele anfangs erwähnte Details, weshalb man gerne zwei Mal hinschaut. Vor allem die Hintergründe aus den Mario-Welten wurden mit so viel Liebe entworfen, dass sie sich nicht vor einem Mario Tennis-Ableger verstecken müssen. Beim zweiten Blick fallen einem allerdings auch viele matschige Texturen und Treppcheneffekte auf. Zwar läuft das Spiel ruckelfrei, im Jahr 2013 erwartet man allerdings eine signifikant bessere Grafik, denn ein Papppublikum ist beispielsweise schlichtweg nicht mehr zeitgemäß.

Ähnlich zwiespältig zu bewerten ist die Steuerung. Beim bereits genannten Biathlon funktioniert alles an sich wunderbar, doch das nahezu pausenlose Steuern per Neigen der Wiimote kann sehr ermüdend werden. Vor allem bei Disziplinen wie Snowboard, bei denen präzise Bewegungen gefordert sind, hätte man zumindest in Betracht ziehen können, eine alternative, wesentlich präzisere Stick-Steuerung anzubieten.

Fazit

Fassen wir zusammen: Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014 hat einige Mängel: unsaubere Texturen, teilweise zwanghafte Bewegungssteurung und die Angst vor jeglicher Art von Innovation oder Neuerung. Das alles klingt nach einem sehr vernichtenden Urteil. Tatsächlich war ich deshalb in den ersten Stunden des Spielens verleitet, eine Wertung im Fünfer- bis Sechser-Bereich zu vergeben. Doch die Routine beim Kreieren von Minispielen nutzt der Entwickler gekonnt aus und schafft so eine Suchterregende Minispielsammlung, für die man gerne die Wii U auf eine Runde anschaltet, auch wenn man anfangs das Potenzial der ein oder anderen Disziplin noch nicht ahnt. Jeder, der von Minispielsammlungen noch nicht völlig übersättigt ist und der Freunde hat, die sich ebenfalls darauf einlassen, bekommt mit Mario und Sonic eine kurze, aber spaßige Einzelspielerkampagne und einen mehr als soliden Multiplayertitel geboten.

Vielen Dank an Nintendo für die Bereitstellung eines Download-Codes von Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014.

Bewertung

6.0
Gesamt
7.5
Mehrspieler

Ganz gut


Kurzfazit

„Routinierte Minispielesammlung ohne essenzielle Neuerungen.“

Amin Kharboutli

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