Test: Mario Kart 8 (Wii U)


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Mario Kart 8 steht endlich in den Startlöchern und eines vorweg: ja,es ist tatsächlich so gut, wie es in den Präsentationen der letzten Wochen aussah. Warum das so ist erfahrt ihr in unserem Test.

Der große Haken

Zu aller erst widmen wir uns dem größten Kritikpunkt, damit wir uns danach ganz auf die Stärken des Rennspiels konzentrieren können. Besagtes Manko findet sich bei Mario Kart 8 im Fahrerfeld, was nicht weiter überraschend ist. Schließlich wurde dieses schon einen Monat vor Release bekannt gegeben und daraufhin in zahlreichen Foren diskutiert. Aus diesem Grund wird dieses Thema hier recht kurz abgehandelt: Eine Auswahl aus 30 Fahrern ist zwar durchaus ordentlich, die Charaktere, die es ins Spiel geschafft haben, besitzen allerdings teilweise die Bekanntheit eines C-Prominenten im Nintendo-Universum. Im Falle von Rosa-Gold-Peach und Baby-Rosalina wurden sie sogar komplett neu erfunden und sind absolut entbehrlich. DIe eben erwähnten unspektakulären Charaktere sind übrigens die Koopalinge, welche sich in einigen Mario-Spielen als Zwischengegner etablierten. Diese haben es allesamt ins Spiel geschafft und strecken damit die Anzahl der auswählbaren Fahrer künstlich. Alles verschmerzbar, aber definitiv verschenktes Potenzial, wenn man bedenkt, dass beispielsweise ein Cranky Kong nach wie vor auf sein Kart-Debüt wartet.

Insgesamt umfasst das Spiel 30 Charaktere.Insgesamt umfasst das Spiel 30 Charaktere.

Schöne neue Welt

Kommen wir zum langen, fast durchweg, erfreulichen Teil des Tests. Begonnen wird mit etwas wunderschönem: der Grafik. Von detaillierten Hintergründen und Strecken, über sehr schön modellierte Charaktermodelle, bis hin zu aufwendigen Licht- und Regeneffekten. Hier wurden keine Kompromisse gemacht, was wahrscheinlich auch der Grund für das Fehlen der Möglichkeit zu fünft zu spielen ist, doch wir greifen vor. Bleiben wir erst noch einmal bei den visuellen Aspekten. Pfützen und seitlicher Lichteinfall wurden selten in einer so künstlerisch anspruchsvollen Art in Videospielform umgesetzt. Der einzigartige, fast comichafte Stil gepaart mit durchweg kreativ umgesetzten Strecken und edlen Partikeleffekten lässt einen fast vergessen, dass man an seinem Fernseher keine Next-Gen-Konsole angeschlossen hat. Ein winziges Manko lässt sich jedoch finden, wenn man unbedingt will. Spiegelungen wirken, aufgrund ihrer hohen Intensität, hier und da etwas unnatürlich und einige Strecken kommen etwas überlichtet rüber. Nichtsdestotrotz findet man auf Nintendos Heimkonsole zurzeit kein schöneres Spiel. Natürlich ist der Detailgrad nicht mit einem InFamous Second Son auf der PS4 zu vergleichen, aber ich bezweifle, dass man ein so ansehnliches Rennspiel auf der PS3 programmieren könnte.

Ebenfalls überragend umgesetzt ist die Spielmechanik. Diese wird nun deutlich weniger als in den Vorgängern vom Glück dominiert. Das liegt zum einen daran, dass sich Mario Kart 8 merkbar schneller und dadurch anspruchsvoller spielt als seine Vorgänger. Zum anderen, weil die Anzahl an blauen Panzer, welcher sich immer den ersten Platz als Opfer sucht, deutlich gesunken ist und dank einem der neuen Items namens Superhupe vernichtet werden kann. Auch die anderen, noch nie dagewesenen Hilfsmittel, wie die Piranha-Pflanze, die alles um sich herum frisst, der Bumerang, den man mehrmals auf Gegner schießen kann, falls man nicht trifft und die Wunderacht, bei der man acht Items auf einmal erhält, bilden zusammen mit den bereits bekannten Gegenständen, wie der Feuerblume oder der Münze ein vollständiges und sinnnvolles Paket. Erstmals seit Jahren fühlt sich kein Item übermäßig stark an. Das führt zu deutlich weniger Frust, aufgrund des geringeren Einflusses von zufälligen Geschehnissen. Wer geschickt mit den Gegenständen umgeht und gut fährt hat somit eine reelle Chance auf einen der vorderen Ränge.

Grafisch gehlrt der Titel zur absoluten Elite auf Nintendos FlagschiffGrafisch gehlrt der Titel zur absoluten Elite auf Nintendos Flagschiff.

Ungewohnt viel Realismus

Auch das Fahrverhalten der Karts und Bikes hat sich weiterentwickelt. Ähnlich wie im 3DS-Ableger stellt man sich seinen Traumwagen aus den drei Elementen Karosserie, Reifen und Gleiter vor dem Rennen selbst zusammen. Insgesamt warten über 50 Teile darauf von euch freigeschaltet zu werden. Eine überzogen gute Kombination konnte im Test bisher noch nicht ausgemacht werden. Das liegt auch daran, dass die Fahrphysik komplett überarbeitet wurde. Die Fahrzeuge liegen nun deutlich schwerfälliger in der Kurve, wodurch man schon im Vorraus jedes Lenkmanöver gut planen muss, was vor allem in höheren Kubikklassen zu einer echten Herausforderung werden kann. Außerdem besitzen die Bikes nicht länger einen enormen Vorteil gegenüber den Karts. Grund dafür ist das Abschaffen von Wheelies. Die Wahl des fahrbaren Untersatzes hängt jetzt mehr vom persönlichen Geschmack ab. Die Bikes liegen besser in der Kurve, während ihre Vierrädigen Kollegen auf geraden Strecken schneller sind. Ein besonders starker Boost, der rot-golden am Reifen schimmert ist übrigens seit diesem Ableger mit beiden Fahrzeugarten verfügbar. Einzig und allein langsame fahrbare Untersätze sind nach wie vor im Nachteil.

Egal für welches Fahrzeug ihr euch auch entscheidet, einfach werden die Rennen nie. Dazu aber später mehr. Kommen wir erstmal zur Einbindung des Gamepads. Hierbei macht Nintendo nur geringfügig Werbung für die Heimkonsole. Zwar besitzt man die Möglichkeit die Rennen auf dem Bildschirm des Controllers zu bestreiten, allerdings wurde auf einen Fünf-Spieler-Modus an einer Konsoler verzichtet. Dafür läuft das gesamte Spiel ohne merkliche Framerateeinbrüche. Verschenktes Potenzial dafür aber gute Performance, eigentlich kein schlechter Tausch.

Neue Strecken, aber bitte mit Abwechslung!

Wir haben ja bereits festgestellt, dass die Strecken durch sehr viel Abwechslung hervorstechen. Das liegt vor allem daran, dass es sowohl Unterfahrten, als auch Gleiter und Abschnitte ohne Gravitation gibt. Der letzte Punkt ist völlig neu, bietet allerdings nicht wirklich tiefgreifende Veränderungen im Bezug auf die Fahreigenschaften. Bei Kollisionen mit bestimmten Hindernissen oder Gegnern erhält man einen Geschwindigkeitsschub, sonst ändert sich nichts, abgesehen von der Tatsache, dass man an Wänden und anderen skurrilen Orten herumfährt. Zusammen ergeben die drei Features allerdings ein in sich stimmiges und absolut befriedigendes Spieleerlebnis, denn sie ergänzen sich innerhalb der Strecken perfekt und erzeugen ein noch nie da gewesenes Fahrgefühl.

Die Anti-Schwerkraft sticht zwar nicht durch ein neues Fahrgefühl hervor, bot den Entwicklern allerdings jede Menge Potenzial für originelle Strecken. Glücklicherweise kreierten diese daraus 16 neue Kurse, die sowohl thematisch, als auch gestaltungstechnisch durchweg zu überzeugen wissen. Selbst der Flughafen aus Mario Sunshine diente als Kulisse und versprüht eine einmalige Urlaubsstimmung. Insgesamt sind die neuen Kurse wesentlich vertrackter und weniger linear als die Retro-Strecken, was an dem enormen Gebrauch der besagten Features liegt. Diese wirken jedoch zu keinem Punkt aufgesetzt und fügen sich nahtlos in das Spielsystem ein. Etwas unspektakulärer und eindimensionaler kommen die bereits bekannten Strecken daher, welche komplett überarbeitet und um einige Extras, wie Schanzen oder Gravitationsfelder ergänzt wurden. Ältere Strecken wurden so stark verschönert, dass man sie im ersten Moment nur schwer erkennt. Viele Details aus den Vorlagen blieben allerdings erhalten, weshalb die Kurse den Charme der Originale beibehalten. Das Highlight der Pisten ist übrigens die Musik. Einige alte Stücke, wie das der Kumuh-Farm aus Mario Kart Wii, wurden mit einem Orchester neu aufgenommen, was einfach nur großartig klingt. Besser kann man alte Strecken einfach nicht recyceln. Mehr Fan-Support kann ein Spiel kaum bieten.

Die Strecken sehen nicht nur wunderschön aus, sondern bieten auch sehr viele Details.Die Strecken sehen nicht nur wunderschön aus, sondern bieten auch sehr viele Details.

Allein alles beim Alten

Nach diesen Lobpreisung ist es Zeit für einen kleinen Wermutstropfen: der Missionsmodus aus Mario Kart DS wurde wieder mal nicht übernommen. Ansonsten gibt es im Einzelspielermodus keine allzu großen Überraschungen. Spielbar sind der Grand Prix, das Zeitfahren und die Ballonschlachten. Ersteres ist traditionellerweise eingeteilt in 50, 100 und 150cc. Im Gegensatz zu Mario Kart Wii ist es allerdings wesentlich schwieriger in der Gesamtwertung die Führung zu übernehmen und die bestmögliche Punktzahl zu erreichen, denn die KI-Fahrer agieren nun viel geschickter und aggressiver. Beim ersten Mal den 150cc-Thron zu erlangen entpuppt sich als größere Aufgabe, als man zunächst glauben mag. Gekonnte Fahrer werden hier durchaus die ein oder andere Herausforderung finden. Erfreulicherweise verzichtete Nintendo in den Rennen auf den berühmt berüchtigten Gummiband-Effekt. Dieser bewirkt, dass die Geschwindigkeit der Gegner direkt an die Schnelligkeit des eigenen Fahrers künstlich angepasst wird. Dadurch sind einem die Rivalen immer auf den Versen, egal wie schnell man fährt. Dieses Phänomen war in Mario Kart 8, im Gegensatz zu einigen Vorgängern kaum spürbar.

Ähnlich traditionell fällt das Zeitfahren aus. Wie auch im Vorgänger für die Wii muss man gegen die Geistdateien der Entwickler antreten um beispielsweise Miiverse-Sicker freizuschalten. Dieses Mal steht pro Strecke allerdings nur eine Bestzeit zur Verfügung. Auf Nintendos letzter Heimkonsole musste man zuerst einen relativ schwachen Geist schlagen, bevor man gegen den stärkeren antreten konnte. Man sollte jedoch keinen unschlagbaren Kontrahenten erwarten, vielmehr sind sie mit ein bisschen Übung gut zu meistern. Eine nette Herausforderung wird einem allemal geboten. Die Möglichkeit gegen Bestzeiten aus aller Welt anzutreten wurde erneut integriert. Diese kann man im Menü der jeweiligen Strecke direkt herunterladen. Langzeitmotivation wird also genug geboten. Dank dem schnelleren, anspruchsvollen Spielprinzip muss zudem jede Lenkung mit viel Feingefühl ausgeführt werden. Fehlerverzeihend ist die Serie mit diesem Teil nicht mehr. Wie immer stellt das Zeitfahren die perfekte Übung für die Fahrten im Grand Prix und für die Onlinemodi dar.

Die Koopalinge...ob man sie nun im Spiel braucht oder nicht muss jeder für sich selbst wissen.Die Koopalinge...ob man sie nun im Spiel braucht oder nicht muss jeder für sich selbst wissen.

Wo Solo verzagt da Online überragt

Kommen wir zum Herzstück eines jeden Arcade-Racers: die Mehrspielermodi. Zum einen gibt es den Splitscreen-Modus, bei denen bis zu vier Spieler gegeneinander antreten können. Zum anderen besitzt man die Möglichkeit entweder allein oder zu zweit an einem Bildschirm gegen die ganze Welt im Online-Modus anzutreten. Die lokalen Spielmöglichkeiten laufen allesamt ruckelfrei, auch wenn man bei mehr als drei Spielern nur noch mit 30, statt 60 fps auf der Piste unterwegs ist. Dafür sehen die Strecken selbst dort noch sehr ansehnlich aus. Hier wurden kaum Abstriche gemacht im Vergleich zu den Solorennen. Auf einen 5-Spieler-Modus wurde, wie bereits erwähnt, leider verzichtet. Wahrscheinlich war dieser hardwarebedingt nicht umsetzbar. Abgesehen davon wurden nur sehr wenig Fehler von den Entwicklern begangen. In den Battle-Modi kann man beispielsweise endlich die Teams manuell ausstellen und damit jeder gegen jeden spielen. Besonders erwähnenswert sind hierbei die Strecken. Im Gegensatz zu den Vorgängern, bei denen es separate Arenen gab, spielt man nun auf ausgewählten Rennstrecken gegeneinander. Leider sind diese teilweise etwas zu groß ausgefallen, was unweigerlich dazu führt, dass man eine längere Zeit die Gegner suchen muss. Dafür lassen sich die Kontrahenten nun viel besser jagen. Insgesamt bietet diese Änderung demnach ein neues, frisches Spielgefühl. Ob einem das jetzt zusagt, hängt vom persönlichen Geschmack ab. Der letzte lokale Modus ist das allseits bekannte Versus-Rennen, in dem man schlichtweg eine auswählbare Anzahl an Rennen hintereinander bestreitet. Die gewohnt üppigen Einstellmöglichkeiten, im Beuzg auf Items, Rundenanzahl und mehr, geben dabei kaum Grund zum Meckern.

Im Gegensatz zum Splitscreen-Modus wurde das Onlinenrennen um einen Modus erweitert. In diesem kann man selbst Turniere veranstalten, offenen beitreten, oder das geeignete Spiel mittels Filterung der präferierten Regeln suchen. Wer Spaß am Fahren mit realen Mitspielern hat wird hier fündig, egal ob man ohne Items, mit nur einem besitmmten Kart oder ganz traditionell fahren will. Jedes Turnier bietet zudem seine eigenen Bestenlisten. Dem Messen mit Forenmitgliedern steht nun also nichts mehr im Wege. Wenn man aber kein Freund von Communtiy-artigen Turnieren ist, bietet Nintendo einem auch Alternativen. Ganz klassische Rennen und Battle, wie man sie aus den beiden Vorgängern kennt wurden, sowohl global, als auch kontinental erneut in das Spiel integriert. Hierbei wählt man allerdings nur noch zwischen drei verschiedenen Strecken. So wird verhindert, dass man jede Runde den gleichen Kurs fahren muss, weil bestimmte Gegner ihre Wahl nicht ändern. Der Frustfaktor wird dadurch geringer gehalten. Leider schlichen sich dennoch die ein oder andere Unzulänglichkeit in das Spieleerlebnis ein. Zum einen ist man einmal mehr nur in der Lage vorgefertigte Nachrichten zu schreiben. Wer seinen Gegnern mehr sagen will, als „Hallo" oder „Gutes Spiel", der muss wohl oder übel ein Headset nutzen. Inwieweit das funktioniert konnten wir allerdings nicht testen. Zum anderen wurde das dubiose Punktesystem aus Mario Kart 7, bei dem man beim Sieg kaum Punkte gewinnt und bei einer Niederlage kaum welche verliert, übernommen. Dafür funktioniert die Spielfindung zuverlässig wie nie zuvor. Insgesamt bietet Mario Kart 8 das bisher umfangreichste Onlinepaket. Das perfekte und umfangreichste Spieleerlebnis findet man hier zwar nicht, aber für Nintendo-Verhältnisse ist das schon der Maßstab, an dem sich die Entwickler zukünftig orientieren sollten.

Ob allein oder zu viert, Mario Kart 8 ist immer eine Spaßgranate.Ob allein oder zu viert, Mario Kart 8 ist immer eine Spaßgranate.

Mario Kart TV, oder auch Youtube für Anfänger

Abschließend widmen wir uns noch kurz dem externen Service namens Mario Kart TV. Viel lässt sich an dieser Stelle leider nicht sagen, denn zum Testzeitpunkt war besagte Handy- und Wii U-App noch nicht verfügbar. Im Spiel selbst ist der Dienst allerdings verfügbar gewesen. Hierbei wird er zum Anschauen, Schneiden und Hochladen vergangener Rennen genutzt. Wer seine Höhepunkte gerne aus verschiedenen Perspektiven sehen will, wird hiermit sicher seine Freude haben. Alle anderen werden sich höchstwahrscheinlich den Kopf kratzen und fragen, wozu das ganze gut sein soll. Zumindest kann man Nintendo nun nicht mehr vorwerfen, sie würden nicht mit der Zeit gehen. Es soll ja zudem Leute geben, die solche Social-Media-Features begrüßen.

Fazit

Fassen wir zusammen: Drei Seiten Text, darin gefühlt vier Zeilen Kritik. Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll, aber dieses Spiel ist einfach grandios. Ein besserer Fun-Racer stand bis dato nicht in den Regalen. Natürlich gibt es kleinere Kritikpunkte, wie die Fahrerauswahl, aber insgesamt ist dieser Titel schlichtweg fantastisch und (Achtung gewagte These) der beste Ableger der Serie. Seit Mario Kart DS war ich nicht mehr so gefesselt von dieser Reihe. Und um diesen Test so zu beenden, wie ich ihn begonnen habe sage ich erneut: Ja, es ist wirklich so gut, wie es in den Trailern wirkt.

Danke an Nintendo für die freundliche  Bereitstellung eines Download-Codes zu Mario Kart 8!

Bewertung

9.5
Gesamt
-
Mehrspieler

Fantastisch


Kurzfazit

„Nahezu perfektes Rennspiel, das sich kein Wii U-Besitzer entgehen lassen sollte.“

Amin Kharboutli

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