Test: Disney Infinity (Wii U)

Was haben Captain Jack Sparrow, der Schreckmeister Sully und Mr. Incredible gemeinsam? Sie sind allesamt Figuren aus dem neuen Disney-Videospiel Disney Infinity und Teil des Starter Pakets. Wir haben die Version für die Nintendo Wii U für euch getestet und verraten euch, wie viel Spaß das Spiel mit den Sammelfiguren wirklich macht.

Sammelfiguren, die auf ein Portal gestellt werden und daraufhin im Videospiel zum Leben erweckt werden: Das Konzept kommt einem als aufmerksamer Videospieler irgendwie bekannt vor, oder? Richtig, denn Activision hatte diese Idee vor gut zwei Jahren und brachte Skylanders: Spyro's Adventure auf den Markt. Man könnte Disney nun leichtfertig als die Trittbrettfahrer bezeichnen, die von der kommerziell überaus erfolgreichen Idee seitens Activision auch etwas abhaben wollen und deswegen das Konzept übernommen und in die eigene Disney-Welt gepresst haben. Doch bietet Disney Infinity trotz vieler Paralellen auch einige gravierende Unterschiede zu Activions Welt der Drachen und Monster. So werdet ihr zu Beginn von Disney Infinity von einer sympathischen Erzählerstimme begrüßt und steuert einen Funken durch das All - denn "Jede große Idee beginnt mit einem Funken Fantasie". Als genau dieser Funken erweckt ihr nun die Welt zu neuem Leben und erschafft so durch euren Glanz nach und nach eine Welt, die euch in vielen Punkten bekannt vorkommt, sofern ihr schon einmal in eurem Leben einen Disney-Film gesehen habt.

Ihr schlüpft in die Rollen verschiedener Charaktere und erlernt dabei das Grundprinzip der Steuerung. Das ist mit Springen und zwei Aktionsbuttons für weitere Aktionen recht simpel gehalten. Und bald schon erstrahlt vor euren Augen das Dornröschenschloss von Disney in neuem Glanz. Ihr werdet wunderbar in diese Spielwelt eingeführt und fühlt euch durch die Erinnerungen, die sicherlich jeder mit den verschiedenen Disney-Streifen in Verbindung bringt, sofort in gewisser Weise heimisch. Dann kommt das Portal ins Spiel, denn nun wollen die einzelnen Helden ins Spiel integriert werden. Das Starter Set enthält dabei mit Jack Sparrow, Mr. Incredible und Sully insgesamt drei verschiedene, sehr hochwertig verarbeitete Spielfiguren und zu jeder Figur auch das entsprechende Abenteuer. Wo ihr bei Skylanders mit dem Starter Set nur bestimmte Areale erkunden könnt, ist Disney großzügiger gewesen: Ihr dürft alle drei Abenteuerwelten eurer Helden komplett erkunden und bekommt somit pro Welt gute fünf Stunden Spielspaß geboten. Wer alle Geheimnisse einer Abenteuerwelt erkunden will, investiert sogar noch mehr Zeit ins Spiel, womit man bei locker 20 - 25 Stunden nur für den Abenteuermodus liegen dürfte. Hinzu kommen noch einige Herausforderungen, von denen ein paar spezielle Aufgaben jeweils auf einen Helden zugeschnitten sind, während die anderen Herausforderungen mit jeder Spielfigur gespielt werden dürfen.

Disney Infinity (Wii U)
Doch das ist nur die eine Hälfte des Spiels. Die andere Hälfte von Disney Infinity besteht aus der sogenannten Toy Box, einem riesengroßen Editor mit schier unendlich vielen Möglichkeiten. Die Entwickler von Avalanche hatten bereits mit ihrem vorherigen Projekt, dem Videospiel zum Animationsstreifen Toy Story 3, bewiesen, dass sie viel Kreativität in einen entsprechenden Sandbox-Modus stecken können. Auch in Disney Infinity ist dies wieder geglückt. Man muss sich etwas in diesen Spielmodus einfinden, kann aber nach kurzer Zeit bereits tolle Bauten, Rennstrecken und alle möglichen Dinge nach den eigenen Vorstellungen erschaffen. Wichtig ist allerdings, dass man im Spiel selbst noch etliche andere Elemente für seine Toy Box freischalten kann, indem man mit den Figuren Aufgaben erfüllt und sich durch das Erreichen bestimmter Ziele die Spielwährung erspielt, die sich gegen weitere Elemente und Bauteile für die Toy Box tauschen lassen.

Neben dem Starter Set, das die drei Spielwelten zur Monster Uni, den Unglaublichen und Fluch der Karibik enthält, gibt es von Anfang an noch die Spielwelten von Cars und Lone Ranger zu kaufen. Diese enthalten je zwei weitere Spielfiguren aus den entsprechenden Welten und ein neues Abenteuer mit jeweils wieder 4 - 6 Stunden Spielspaß für ca. 25 €. Zu den Spielwelten des Starter Sets sind ebenfalls weitere Figuren zum Einzelpreis von 10 - 12 € erhältlich, die jeweils ihre eigenen Aufgaben mit sich bringen. Außerdem - und das darf als Kritikpunkt gesehen werden - darf man offline nur dann zu zweit in einer Spielwelt spielen, wenn man auch zwei Figuren aus genau dieser Spielwelt besitzt. Hier ist der Kauf von weiteren Figuren also unumgänglich. Jede Figur kann zudem eine Schatzruhe finden, in der sich weitere Bauteile für die Toy Box befinden und wer alle Figuren einer Spielwelt hat, kann eine besonders große Schatzkiste ausfindig machen. Doch damit noch nicht genug, denn mit den sogenannten Power Discs hat Disney sich Münzen ausgedacht, die entweder eure Kräfte verstärken oder euch andere Boni im Spiel geben, sobald ihr sie unter eine Figur auf das Portal stellt. Mehrere dieser Münzen lassen sich sogar kombinieren. Die Münzen gibt es entweder in den Spielwelten mit dazu oder aber im Doppelpack auch einzeln zu kaufen, wobei man hier wie bei Sammelkartenspielen nie weiß, welche Münzen man bekommt. Dies regt zum Kauf mehrere Päckchen und dem eifrigen Tausch mit Freunden an, die ebenfalls der Disney Infinity-Leidenschaft verfallen sind.

Rein vom Gameplay her merkt man, dass Disney Infinity auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet ist. So gibt es kein "Game Over" und auch der Verlust eines Lebens hat keine direkten Konsequenzen für den Spieler. Hier hätte man mit einem höheren Schwierigkeitsgrad zumindest erfahrene Zocker besser bei der Stange halten können. Die Steuerung ist leicht zu erlernen, fällt aber teils etwas schwammig aus. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man in die Haut eines Rennwagens schlüpft, bzw. in einen Flitzer steigt und über eine Rennstrecke braust. Eine präzise Steuerung eines Rennspiels sieht jedenfalls anders aus. Sofern ihr mit den Figuren im Abenteuermodus unterwegs seid, springt und hüpft ihr zwar auch etwas schwammig durch die Gegend und erhaltet oftmals Hilfe in Form von Pfeilen, einer Zielhilfe und dergleichen mehr. Immerhin sind die Herausforderungen in verschiedene Schwierigkeitsstufen unterteilt, wovon ihr die ersten Stufen aber meist ohne Probleme meistern solltet.

Disney Infinity (Wii U)
Technisch ist Disney Infinity vor allem aufgrund der liebevollen Grafik mit ihren vielen Details sehenswert. Es ist dabei erstaunlich, wie gut die verschiedenen Spielwelten optisch angepasst wurden, damit sie zusammenpassen und Jack Sparrow in der Umgebung der anderen Figuren nicht deplatziert wirkt. Leider bricht aber die Framerate immer wieder ein und das Spiel beginnt zu ruckeln. Gepaart mit den teils etwas langen Ladezeiten sind das Details, die den Spielspaß ein wenig trüben. Hinzu kommt eine oft recht störrische Kamera. Der Sound dagegen überzeugt komplett, da zum einen zum Großteil die Original Synchronsprechern verpflichtet werden konnten. Zum anderen sind die Hintergrundmusiken entweder direkt aus den entsprechenden Vorbildern entliehen oder wie im Falle von Fluch der Karibik zumindest authentisch daran angelehnt. Das GamePad der Nintendo Wii U wird zwar nur zum Teil, aber dafür zumindest recht gut eingesetzt. Vor allem in der Toy Box ist hier die Verwaltung der Elemente über den Touchscreen wesentlich komfortabler als über die herkömmliche Steuerung. Auch der Off TV-Modus der Wii U wird unterstützt, wobei generell sicher mehr möglich gewesen wäre.

Fazit

Mit Disney Infinity klont der Micky Maus-Konzern erfolgreich das Skylanders-Konzept und fügt diesem mit den verschiedenen Abenteuer-Welten und Power Münzen weitere Extras hinzu. Die gut verarbeiteten Figuren sind oft eine Augenweide und machen sich auch bei Sammlern gut in der Vitrine. Disney Infinity bietet trotz technischer Schwächen und der teils schwammigen Steuerung viel Umfang und Abwechslung sowie mit der potenten Toy Box eine schier unendliche große Spielwelt für die eigene Kreativität. Ob man das Sammeln von Figuren und den Zukauf weiterer Spielesets und Figuren unterstützt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber im Gegensatz zu Skylanders, erlebt ihr bereits mit dem Starter Set von Disney Infinity drei recht umfangreiche Abenteuer und könnt die Geschichten komplett spielen. Das darf positiv erwähnt werden und sollte vor allem absoluten Disney-Fans den Kauf erleichtern.