Test: 007 Legends (Wii U)


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Spiele zum Kinofilm sind meist ein Reinfall. Wenn dahinter aber die James Bond-Lizenz steckt, werden nicht nur Nintendo-Fans hellhörig, immerhin gilt Goldeneye auf dem N64 immer noch als einer der besten Shooter aller Zeiten. Was die Jungs von Eurocom mit 007 Legends aktuell auf die Wii U gebracht haben, verraten wir euch in unserem ausführlichen Test.

Mit leichter Verzögerung nach dem Kinostart des letzten Bond-Streifens Skyfall erschien 007 Legends auch auf der Nintendo Wii U, nachdem die anderen HD-Konsolen und der PC bereits vorher bedient wurden. Inhaltlich hat sich dabei nichts geändert, lediglich die speziellen Skyfall-Missionen sind auf der Nintendo-Konsole bereits von Anfang an mit auf der Disc und müssen nicht als Download heruntergeladen werden. Aber immer der Reihe nach, denn 007 Legends startet weit in der Vergangenheit und blickt im Laufe seiner Spielzeit auf 50 Jahre James Bond auf der großen Leinwand zurück. Ihr erlebt also die wichtigsten Schauplätze von Streifen wie Moonraker, Im Geheimdienst Ihrer Majestät oder Stirb an einem anderen Tag - gestartet wird allerdings im dritten James Bond-Abenteuer Goldfinger aus dem Jahr 1964.

Nach einer Eröffnungssequenz aus Skyfall, in der euch eine Kugel aus dem Kampf auf einem Zug reißt und euch von einer Brücke ins Wasser stürzen lässt, erlebt ihr Daniels Craigs Erinnerungen an frühere Abenteuer. Dies erklärt euch auch gleich mehr oder weniger logisch, warum ihr selbst in den Klassikern von Sean Connery und Roger Moore stets in der Haut von Daniel Craig unterwegs seid. Die Story wird dabei lose weiter gesponnen, was Kennern der Filme unter Umständen Tränen in die Augen treiben dürfte - spätestens wenn James Bond im 1964er Streifen Goldfinger das Smartphone zückt und die Umgebung scannt. Weitab aller Logik und erzählerischer Konsequenz könnte 007 Legends aber trotzdem noch ein passabler Shooter sein, oder? Richtig. Hätte man sich seitens Eurocom nicht konsequent versucht Call of Duty als Vorbild zu nehmen, ohne dessen Klasse zu erreichen und ohne Eigenständigkeit in der Entwicklung. So fühlt ihr euch meist eher wie ein einfacher Soldat als in der Rolle eines echten Superagenten.

007 Legends

Hinzu kommt, dass der Ablauf in den einzelnen Missionen sich kaum unterscheidet. Ihr dringt in eine Basis ein, ballert durch die Gegend, fotografiert das Beweismaterial und ballert euch wieder euren Weg nach draußen. Dazwischen wird kurz mal ein Computer gehackt, dann wird ein Fahrzeug bestiegen, aber im Prinzip kommt das Spiel ohne Überraschungen aus. Einzig der Kampf in der Schwerelosigkeit in Moonraker ist mal was anderes, wobei hier wieder das Problem mit der fehlenden Logik und Originaltreue im Vergleich zur Filmvorlage zum Vorschein kommt. Die Stealth-Elemente werden in 007 Legends zwar ebenfalls angepriesen, jedoch sind diese sehr rudimentär umgesetzt und nicht konsequent durchgeführt. So weist euch beispielsweise gleich das Tutorial darauf hin, dass ihr Gegner am besten in einer dunklen Ecke erledigt. Werden die Leichen nämlich von den Überwachungskameras entdeckt, lösen diese den Alarm aus. Dumm dabei ist nur, dass ihr selbst die Leichen nicht aufnehmen und bewegen könnt. Auch in der ersten Stealth-Sequenz gibt es bereits Probleme, da ihr mit eurer Laserarmbanduhr (im Jahr 1964, wir erinnern uns) die Wachen ablenken sollen. Nur reagieren diese gar nicht, selbst wenn ihr ihnen den Laserpointer quasi direkt ins Gesicht haltet. Das ist nicht nur ungemein realistisch, sondern zeigt auch, dass 007 Legends voll von gescripteten Sequenzen ist. Durch den Episodencharakter in den Erinnerungssequenzen kommt leider auch in Sachen Story kaum so etwas wie Stimmung auf.

Mit im Spiel verdienten Erfahrungspunkten dürft ihr eure Waffen aufwerten und eure Konstitution  verbessern, was zumindest hart gesottene Zocker motivieren kann. Dennoch ist das kein Aspekt, der euch das komplette Spiel über bei der Stange halten kann. Wenn schon die Kampagne nicht überzeugt und auch die ebenfalls enthaltenen Herausforderungen aufgrund der bereits besprochenen Probleme nicht unbedingt motivieren, wie sieht es dann mit dem Multiplayer aus? Hier kann 007 Legends immerhin mit einem lokalen Splitscreen für vier Spieler punkten und schickt euch bei Bedarf auch online in die üblichen Gefechte. Die Karten selbst sind allerdings nicht so motivierend wie in vergangenen Bond-Spielen und auch die Anzahl der Spieler ist - aus wohl verständlichen Gründen - nicht gerade hoch. Das GamePad der Wii U wurde immerhin recht passabel ins Spiel integriert. Die Mini-Hackerspielchen löst ihr genauso über den Touchscreen wie ihr dort auch ganz komfortabel das Menü verwaltet und die Waffen wechseln könnt. Ein zwingender Kaufgrund speziell für die Wii U-Version des Spiels ist das allerdings nicht.

007 Legends

Aus technischer Sicht kann 007 Legends ebenfalls niemanden wirklich vom Hocker hauen. Die Locations wirken oft zu bunt, um die Stimmung aus den Filmvorlagen transportieren zu können. Eckige Schatten und wenige Effekte trüben den Gesamteindruck. Zwar gibt es auf der Wii U weniger Tearingprobleme als auf den HD-Konsolen, ganz unterdrückt wird das Bildzerreißen allerdings auch auf der Nintendo-Konsole nicht. In Sachen Sound kann 007 Legends mit den Melodien aus den Filmvorlagen punkten. Die Soundeffekte wirken dagegen oft etwas billig, vor allem die Waffengeräusche. Zudem ist es schade, dass zwar die Figuren aus den Filmen integriert wurden, man sich jedoch nicht um die passenden Sprecher bemühte. Dies unterstreicht die Inkonsequenz, mit der an 007 Legends gearbeitet wurde.

Fazit

Mit 007 Legends hat Eurocom leider das vorhandene Potenzial der Lizenz nicht genutzt und stattdessen einen belanglosen Shooter auf die Disc gepresst, der weder Fisch noch Fleisch ist. Bond-Fans stören sich an den Ungereimtheiten der Story sowie den Logiklücken, Freunde gepflegter Shooter bemängeln die geringe Abwechslung sowie fehlende Gameplay-Elemente im Vergleich zu den großen Genre-Vorbildern. 007 Legends macht somit zwar nicht alles falsch, aber viel zu wenig richtig, um wirklich gefallen zu können.

Bewertung

4.5
Gesamt
5.5
Mehrspieler

Naja


Kurzfazit

„James Bond hat in 007 Legends die Lizenz zu Logiklücken und Langeweile, die selbst Bond-Fans abschreckt. “

Alexander Geisler

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