Test: HarmoKnight (3DS)


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Wenn ein Studio über Jahre hinweg nur Sequels für eine ganz bestimmte Marke entwickelt, ist es schwer, dessen kreatives Talent fair zu beurteilen. Von daher dürfen wir alle froh sein, dass die Pokémon-Macher Game Freak mit HarmoKnight eine komplett neue Marke entworfen und in den eShop des Nintendo 3DS gebracht haben. Wir verraten in unserem Test zu HarmoKnight, ob das Unterfangen geglückt ist.

Das erste Mal seit über sieben Jahren hat Game Freak etwas anderes gemacht, als an einem Pokémon-Titel für Nintendo zu arbeiten. Nach Drill Dozer für den Gameboy Advance versucht man sich mit HarmoKnight an einem neuen Konzept für den Nintendo 3DS. Geschuldet ist dies einer neuen, internen Philosophie, die es kleinen Teams erlaubt, neue Spielkonzepte auszuprobieren. Eines davon wurde offenbar für tauglich befunden und fortgeführt, so dass wir es mittlerweile im eShop des Nintendo 3DS zum Download vorfinden. HarmoKnight ist dabei grundsätzlich in die Kategorie der Musik- und Rhythmusspiele einzuordnen, bringt allerdings auch einige Anleihen verschiedener Plattformer mit sich.

Tempo, Tempo!

Ihr steuert in HarmoKnight den jungen Helden Tempo, der den Absturz eines Meteoriten auf seinen Heimatplaneten Melodia miterleben muss. Außerirdische Wesen, die unheilvollen Kakofonen, bringen schreckliche Töne mit sich und wollen die Harmonie auf Melodia stören. Der Hase Tappy steht stets an eurer Seite und bringt euch zu Meister Schallmeier. Dieser weiß auch gleich die Lösung für das Problem und überreicht euch einen legendären Stab, der die Kakofonen verdrängen kann. Allerdings seid in den Augen von Meister Schallmeier nicht ihr selbst der Held, sondern sollt den Stab nach Symphoniestadt bringen. Natürlich müsst ihr euch auf eurem Weg dorthin trotzdem durch allerlei Schergen von Fieslingen kämpfen.

HarmoKnight (3DS)
Die Gegner fallen in ihrem Design unterschiedlich aus.

Der Spielablauf in HarmoKnight beruht dabei auf einem ganz simplen Konzept: Euer Held läuft automatisch durch die einzelnen Stufen und ihr löst per Tastendruck einen Sprung oder Schlag mit dem legendären Stab aus. Das von Game Freak-Entwickler James Turner als Action-Plattformer geplante Konzept erfordert großes Rhythmusgefühl, da ihr nur mit dem richtigen Timing Abgründe überqueren und feindliche Monster mit einem gezielten Schlag aus dem Bildschirm befördern könnt. Wer den Rhythmus also nicht im Blut hat, verliert nach und nach all seine Herzen und muss das aktuelle Level von vorne starten. Wer dagegen im Takt bleibt, sammelt fleißig die durch das komplette Level verteilten Noten ein, bahnt sich seinen Weg durch allerlei seltsame Kreaturen, entdeckt versteckte Wege sowie Extras und wird am Ende einer Stage für genug gesammelte Noten mit einer silbernen oder goldenen Blütenknopse belohnt. Diese werden auch benötigt, um an bestimmten Stellen in der, an Super Mario World erinnernden, Oberwelt den Zutritt zu den nächsten Stufen zu bekommen. Trotz dieses Elements ist HarmoKnight aber absolut geradlinig angelegt, so dass keine alternativen Wege betreten werden können.

Timing ist der Schlüssel zum Erfolg

Dem Spielsaß an sich tut das jedoch keinen Abbruch. Gerade in den ersten Stufen ist es noch sehr einfach, den simplen Kombinationen aus Sprüngen und Schlägen zu folgen. Erfahrene Zocker werden sich dagegen in den weiteren Welten an den Sega-Klassiker Space Channel 5 erinnert fühlen, wenn zu den Angriffen und Hopsern auch plötzliche Richtungswechsel auf dem Steuerkreuz kommen und die Kombinationen länger und rhythmisch vertrackter werden. Left, Right, Left, Right, Chu Chu Chu anyone? Das ist vor allem bei den immer wieder anstehenende Konfrontationen mit Obermotzen der Fall, die ebenfalls im korrekten Rhythmus besiegt werden wollen. Auf seiner Reise ist Tempo nicht alleine, sondern stößt schon bald auf Unterstützung in Form von der Bogenschützin Lyra und dem Trommler TamTam. Immer wieder überlassen euch die Entwickler automatisch die Kontrolle über einen dieser beiden und bringen so Abwechslung in den Spielablauf. Denn während Lyra mit Pfeil und Bogen Ziele in der Ferne ausschaltet und rutschend auf dem Boden Gefahren ausweicht, kann TamTam seine große Trommel vor seinem Bauch schlagen und Feinde direkt vor ihm treffen. Er kommt aber nicht alleine, sondern bringt den kleinen Affen Zimbi mit sich, der gleichzeitig höher gelegene Ziele ins Visier nimmt.

HarmoKnight (3DS)
Ohne das richtige Rhythmusgefühl kommt ihr in HarmoKnight nicht weit.

Auch die Fahrt auf einem großen Lorenwagen sorgt für Abwechslung und bringt frischen Wind ins an sich bereits recht unverbrauchte Konzept. Überraschend ist dann die Tatsache, dass HarmoKnight in Sachen Musik nicht der Überflieger ist, den man sich vielleicht gewünscht hätte. Die Musikstücke dudeln gefällig vor sich hin, bleiben jedoch nicht übermäßig lange im Ohr. Schön ist aber die Tatsache, dass sich das Grundthema der Musik von Welt zu Welt unterscheidet und in steinigem Umfeld zum Rock tendiert, am Strand dagegen lauschige Calypso-Töne erklingen. Interessant ist auch, dass ihr mit einer Blütenknospe abgeschlossene Level über eine praktische Levelauswahl erneut als schnelle Variante spielen dürft. Hier steigt der Anspruch und die schneller gespielte Musik wirkt meist recht fetzig. Einziger richtiger Wermutstropfen ist bei HarmoKnight lediglich die kurze Spielzeit, bis ihr den Abspann über den Bildschirm flimmern seht. Je nachdem wie perfektionistisch ihr die einzelnen Stufen abschließen wollt, seid ihr in gut drei Stunden damit durch. Die Highscorejagd kann aber auch darüber hinaus noch beschäftigen. Wer mit der simplen Grafik zufrieden ist, wird mit einem netten 3D-Effekt belohnt, der sich vor allem in den schräg laufenden Stages gut macht und sehr plastisch wirkt.

Fazit

HarmoKnight ist ein durch und durch erfrischendes Konzept, welches es in vergleichbarer Form bisher nur selten auf Konsolen gab. Das rhythmische Springen und Schlagen motiviert und die kurzen Level laden zu immer neuen Besuchen ein. Die bunte Grafik und die fröhliche Musik hätten vielleicht noch einen Tick besser ausfallen können, trüben den Spielspaß von HarmoKnight jedoch nicht. Lediglich etwas mehr Umfang hätte dem Titel nicht geschadet. Game Freak hat mit HarmoKnight aber bewiesen, dass sie auch abseits von Pokémon gute Spiele entwickeln können.

Bewertung

7.0
Gesamt
-
Mehrspieler

Gelungen


Kurzfazit

„Kurzes, aber abwechslungsreiches Spiel für alle mit Rhythmus im Blut.“

Alexander Geisler

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