Test: Fire Emblem: Awakening (3DS)


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Genau ein Jahr nachdem Fire Emblem: Awakening in Japan erschienen ist, kommen auch europäische Spieler in den Genuss des Strategie-Rollenspiel-Meisterwerks. Weshalb der 13. Teil der Reihe so gut ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Die hohen Wertungen für Fire Emblem: Awakening in Japan waren weniger überraschend, ist die Reihe im Heimatland von Nintendo doch wesentlich bekannter und auch erfolgreicher als im Westen. Erste Rekorde in den USA und auch die in letzter Zeit häufig vergebenen Bestnoten in internationalen Tests zeigen allerdings, dass Intelligent Systems mit dem 13. Teil endlich auch außerhalb Japans den Bekanntheitsgrad und den Erfolg verbessern konnte. Verdient wäre es allemal, haben die Entwickler mit Fire Emblem: Awakening nicht nur ein hervorragendes Strategie-Rollenspiel abgeliefert, sondern zugleich auch einen der besten 3DS-Titel bisher und den vielleicht besten Serien-Teil. Doch Eins nach dem Anderen.

Fire Emblem: Awakening (3DS)
Chrom und Lissa sind die Geschwister der Erhabenen, Regentin von Ylisse. Sie finden euer Alter Ego zu Beginn des Spiels.

Es herrscht Krieg...

Die Geschichte von Fire Emblem dreht sich wieder einmal um eine Welt in der rivalisierende Reiche in einen Krieg verwickelt werden, dessen Grund unter anderem in dem Namensgebenden Schmuckstück liegt. Dazu kommen seltsame Wesen – Untote genannt – die früh im Spiel durch ein Dimensionsportal in die Welt einfallen. Ebenfalls auf diese Weise gelangt der mysteriöse Krieger Marth nach Ylisse. Wer er ist und was es mit all dem auf sich hat? Das verraten wir euch natürlich nicht.

Protagonist des Abenteuers ist dabei Chrom, Prinz von Ylisse und damit Angehöriger der Herrscherfamilie des Reichs. Allerdings übernimmt der Anführer der Beschützertruppe von Ylisse mit Namen Hirten nicht alleine die Hauptrolle in Fire Emblem: Awakening – auch ihr seid Teil der Geschichte. Oder vielmehr euer Alter Ego, denn erstmals in der Reihe dürft ihr euch zu Beginn des Spiels einen eigenen Charakter erstellen. Dabei könnt ihr neben Aussehen, Geburtstag und Geschlecht auch den Namen (Standardname ist Robin) bestimmen. Zusätzlich habt ihr Einfluss auf das Wertewachstum in dem ihr einen Höchst- und einen Niedrigstwert festlegt.

Natürlich freundet sich euer Charakter – nachdem Chrom, seine Schwester Lissa und der Begleiter und Beschützer der Beiden Frederick euch am Wegesrand ohnmächtig und ohne Erinnerungen gefunden haben – mit der Gruppe an und wird schnell Teil der Hirten. Genauer übernimmt euer Alter Ego die Rolle des Taktikers der Hirten. Dabei ist er allerdings nicht einfach ein Statist, sondern wird klar in die Geschichte mit eingebunden, nimmt an Gesprächen Teil und kommentiert Geschehnisse. Dabei sind die Aussage natürlich festgelegt, dennoch ist der Einfluss den ihr damit zumindest auf eine Figur im Spiel habt wirklich lobenswert und steht der Reihe wirklich gut.

Fire Emblem: Awakening (3DS)
Körper, Gesicht, Haare, Haarfarbe, Stimme...die Charakterindividualisierung ist gelungen.

...Taktik ist gefragt

Am grundlegenden Spielprinzip der Reihe ändert sich auch mit Fire Emblem: Awakening nicht viel, weshalb Kenner der Vorgänger schnell hinein finden. Dank der zahlreichen und guten Tutorials finden sich aber auch Neulinge schnell zurecht. Wie immer bewegt ihr eure Armee – dargestellt durch Chrom – über die Weltkarte und entscheidet euch hier für einen Kampfplatz. Vor dem Beginn der Schlacht könnt ihr nun eure Einheiten auswählen, ihre Startposition festlegen und das Inventar verwalten. Wichtig ist, dass ihr euch immer zuerst einen Überblick über das Schlachtfeld macht. Wie viele Gegner erwarten euch? Welche Einheitentypen sind vorhanden? Wie sieht die Bewaffnung eurer Gegner aus? All dies sollte Einfluss auf eure Entscheidungen nehmen, wen ihr mit in die Schlacht nehmt. Dies liegt zum einen am Waffen-Dreieck, aber auch an der Anfälligkeit einiger Klassen gegenüber bestimmten Angriffen. Das Waffen-Dreieck ist recht simpel und erinnert etwas an Schere-Stein-Papier: Schwert schlägt Axt, Axt schlägt Lanze und Lanze schlägt Schwert. Habt ihr diese Regel immer im Hinterkopf und haltet euch daran, fügt ihr euren Gegnern nicht nur mehr Schaden zu, sondern vermeidet auch hohe Lebenspunkteabzüge bei euren eigenen Einheiten. Allerdings gilt es – wie erwähnt – auch auf die Anfälligkeiten eurer Truppen und eurer Gegner zu achten. So sind Flugeinheiten wie Pegasusreiter anfällig gegen Bogen und Windmagie, während Hammer wirksam gegen Hammer sind. Entsprechende Symbole in der Charakterübersicht auf dem unteren Bildschirm und bei den Waffen weisen auf diese Anfälligkeiten und Effekte hin.

Ebenfalls wichtig in den Kämpfen ist das Beziehungs- und das in Fire Emblem: Awakening neu eingeführte Unterstützungssystem. Dabei agieren zwei direkt nebeneinander stehende oder kombinierte Einheiten zusammen und unterstützen sich bei einem Angriff oder der Verteidigung. Die Werte der aktiven Figur werden dabei von seinem Partner verbessert, während dieser gelegentlich ebenfalls eine Attacke ausführen darf. Bei kombinierten Einheiten fungieren diese als eine, allerdings kann der passive Charakter weder Angreifen noch angegriffen werden. Durch diese Art der Unterstützung verbessert sich die Beziehung der Charaktere zueinander in bis zu drei Stufen, was wiederum die Boni bei einem gemeinsamen Kampf verbessert. Für zusätzliche Motivation, die Beziehungen zu pflegen sorgen außerdem die Unterstützungsgespräche, die mal Informativ, mal lustig sind. Dazu kommt, dass männliche und weibliche Figuren bei Erreichen des eines für jeden Charakter einmaligen vierten Rangs heiraten und später sogar Kinder bekommen.

Individuen ziehen in die Schlacht

Wer schon einmal ein Fire Emblem gespielt hat, weiß was mit Einheiten passiert, die im Laufe einer Schlacht fallen: Sie sind für immer verloren. Zumindest in der klassischen Spielvariante. Dies zwingt euch dazu, dass ihr wirklich taktisch und mit Vorraussicht in die Kämpfe geht, wenn ihr denn alle eure Charaktere lebend durch das Spiel bringen wollt – und das wollt ihr mit Sicherheit. Grund dafür ist die Individualität jeder Figur. Sie sehen nicht nur unterschiedlich aus und haben einen eigenen Namen, sondern auch eine eigene Persönlichkeit, Geschichte, Beweggründe und mehr. Das führt zu einer besonderen Bindung mit euren Einheiten. Sie sind nicht einfach nur Kanonenfutter, dass ihr in eine Schlacht schickt, sondern ganz eigene Charaktere, die es lohnt am Leben zu erhalten. Für Anfänger hat Intelligent Systems allerdings erstmals in der Reihe eine Anfänger Spielvariante in Fire Emblem: Awakening eingebaut. Bevor ihr das Spiel beginnt könnt ihr also – neben einem von drei Schwierigkeitsgraden – auch wählen ob ihr auf klassische Weise spielen wollt oder lieber ohne einen dauerhaften Tod eurer Charaktere. Unter Fans der Reihe wird dieser Schritt teilweise kritisch gesehen und als Casual-Modus bezeichnet, allerdings fällt es Anfängern damit leichter einen Zugang zu der Reihe zu finden und die Entwickler überlassen euch selbst die Entscheidung wie ihr spielen wollt. Wichtig ist dabei auch: Habt ihr euch einmal entschieden, könnt ihr nur, wenn ihr von vorne anfangt die Spielvariante wechseln. Damit dürfte also jeder glücklich werden und kann so spielen wie es selbst bevorzugt wird. Positiv daran ist aber definitiv, dass die Fire Emblem-Reihe auf diese Weise auch Neulingen zugänglicher gemacht wird.

Fire Emblem: Awakening (3DS)
Wie gewohnt markieren die blauen Felder den Bewegungsradius, während die roten Felder den maximalen Angriffsradius kennzeichnen.

Rollenspiel und Nebenbeschäftigungen

Wie die Genre-Bezeichnung bereits erahnen lässt, verfügt Fire Emblem: Awakening wie die Vorgänger auch über Rollenspiel-Elemente. So sammeln eure Einheiten für jeden Kampf, den sie während einer Schlacht absolvieren, Erfahrungspunkte und steigen schließlich einen Level auf. Dabei liegt die Levelgrenze meist bei 20, wobei ihr ab Stufe 10 mit einem Meister- oder Zweitsiegel einen Klassenwechsel vornehmen könnt. Während ihr mit einem Zweitsiegel zu einer anderen Grundklasse wechselt, spendiert ihr euren Einheiten mit einem Meistersiegel eine der fortgeschrittenen Klassen, von denen die meisten Grundklassen zwei zur Auswahl haben, wobei diese sich überschneiden. Dabei ist es durchaus sinnvoll gelegentlich die Grundklasse zu wechseln. So profitieren Pegasusritter auf jeden Fall davon, wenn ihr sie zeitweise auch in der Ritter-Klasse voranschreiten lasst. Wichtig ist dabei, dass ihr sämtliche Fähigkeiten und Werte behaltet.

Ebenfalls typisch für Rollenspiele – aber auch Titel anderer Genres – bekommt ihr neben der Story auch noch Schauplätze mit Nebenaufgaben spendiert. Grundsätzlich unterscheiden sich die Nebenquests in ihrem Aufbau kaum von den Hauptmissionen. Wie bei diesen gilt es meist alle Gegner zu besiegen oder den Boss auszuschalten. Zusätzlich beschützt ihr gelegentlich auch Zivilisten oder rettet diese vor den Feinden. Allerdings erzählen die Nebenquests dabei kleinere Geschichten und bringen euch gerade in der zweiten Spielhälfte neue Rekruten für eure Armee. Es lohnt sich also die Nebenmissionen zu beachten, wenn ihr wirklich alle Charaktere in Fire Emblem: Awakening eurer Armee hinzufügen wollt.

Zusätzlich zu den eigentlichen Nebenquests gibt es noch die Kämpfe gegen die Untoten. Diese tauchen entweder automatisch auf der Karte auf oder lassen sich mit dem Item Stinkende Kiste jederzeit herbeirufen. Die Untoten-Kämpfe verlaufen dabei immer identisch: Ihr zieht am gewählten Schauplatz gegen die Angreifer in die Schlacht und müsst alle besiegen, um erfolgreich zu sein. Dies mag zwar an sich nicht Abwechslungsreich sein, dafür bieten diese Kämpfe eine gute Möglichkeit, um eure Einheiten aufzuleveln und die Beziehungen zwischen ihnen zu verbessern. Da die Untoten-Missionen außerdem rein optional sind, ist es euch überlassen, ob ihr euch ihnen stellen wollt oder nicht.

Freunde spielen gemeinsam

Wie die Überschrift schon vermuten lässt, verfügt Fire Emblem: Awakening auch über einen Mehrspieler-Modus. Dieser ist schnell erklärt. Wählt bis zu zehn Kämpfer aus eurer Truppe aus,die über Streetpasst versendet werden. Bei Kontakt mit einem anderen Spieler erscheint dessen Anführer beziehungsweise eurer auf der Weltkarte des jeweils anderen. Nun könnt ihr mit ihm handeln, herausfordern oder ihn für Gold rekrutieren. Zusätzlich besteht die Möglichkeit lokal gegeneinander zu kämpfen. Wirklich relevant oder nützlich erscheint dieser Modus nicht, allerdings konnten wir ihn mangels Mitspielern bisher nicht ausprobieren, weshalb auch keine Mehrspieler-Wertung vergeben wurde.

Fire Emblem: Awakening (3DS)
Die Kampfanimationen sind wirklich gelungen. Besonders hier kommt der 3D-Effekt wirklich exzellent zur Geltung.

Wunderschön und bewegend

Bevor wir uns den Kritikpunkten widmen, werfen wir noch einen Blick auf die technische Seite von Fire Emblem: Awakening. Auch hier lässt sich nur sagen: Die Enwickler haben ganze Arbeit geleistet. Zwar reizt das Spiel den 3DS sicherlich meist nicht vollkommen aus – gerade die Schlachtübersicht ist eher Zweckmäßig, aber trotzdem hübsch – doch das stört nicht, da der Stil zu gefallen weiß. Außerdem zeigt Fire Emblem: Awakening während der Kampfanimationen, Spielgrafikzwischensequenzen und der Videos was wirklich in dem Handheld steckt. Hier kann die Grafik vollkommen überzeugen und glänzen. Gerade die Storysequenzen sind einfach nur wunderschön, auch wenn Nintendo hier leider auf eine deutsche Synchronisation verzichtet hat, die beim Wii-Ableger Fire Emblem: Radiant Dawn noch vorhanden war. Dafür können die englischen und japanischen Sprecher wirklich überzeugen und passen perfekt zu den Figuren. Auch in sonstiger Hinsicht ist Fire Emblem: Awakening ein Genuss für die Ohren. Die Musik passt immer, fesselt, bewegt und ist mitreißend. Dadurch unterstreichen die Entwickler die Atmospähre des Strategie-Rollenspiels perfekt.

Und was ist negativ?

Bisher klingt Fire Emblem: Awakening sicherlich wie ein perfektes Spiel und das ist es auch fast. Um ehrlich zu sein fiel es wirklich schwer richtige Kritikpunkte auszumachen. Weder ist Fire Emblem: Awakening zu leicht noch unfair schwer, da der Schwierigkeitsgrad selbst gewählt werden kann. Auch am Spielablauf und an der Technik gibt es nichts auszusetzen. Gibt es also keine Kritikpunkte? Nicht ganz. Wie bereits erwähnt, hat Nintendo auf eine deutsche Tonspur verzichtet. Viele Spieler wird das nicht stören, besonders weil die deutschen Texte durchaus gelungen sind, doch wäre es noch ein Sahnehäubchen mehr auf der wohlschmeckenden Fire Emblem: Awakening-Torte gewesen. Etwas störend ist ein Fehler in der Lokalisierung, wodurch ein Story-Spoiler entsteht, allerdings fällt dieser nicht unbedingt jedem auf. So bemerkte ich diesen Fehler während des Spielens nicht, wurde allerdings darauf aufmerksam gemacht, weshalb es hier zumindest erwähnt sein soll.

Fazit

Fire Emblem: Awakening ist ganz klar ein Meisterwerk, ein fast perfektes Spiel, eines der besten 3DS-Spiele bisher – wenn nicht sogar das Beste. Mehr braucht über die neuste Entwicklung von Intelligent Systems eigentlich nicht gesagt zu werden. Natürlich wird es dennoch Spieler geben, die mit dem Strategie-Rollenspiel nichts anfangen können, doch wer nicht eine grundsätzliche Abneigung gegen taktische Spiele hat, sollte zumindest einen Blick riskieren. Die etwas kurze Demo im eShop reicht dafür leider nur bedingt, allerdings macht sie bereits Lust auf mehr. Fire Emblem-Fans werden den 13. Teil der Reihe wohl sowieso bereits vorbestellt haben. Die wenigen Kritikpunkte sind kaum relevant, weshalb die Wertung entsprechend hoch ausfällt. Einzig der Mehrspieler-Modus ist weniger gut, wenn auch kein total Reinfall. Wirklich benötigt wird er allerdings nicht. Bleibt nur noch zu sagen: Kauft Fire Emblem: Awakening! Verschafft dem Franchise und diesem Meisterwerk den verdienten Erfolg! Was wartet ihr noch? Los!

Die Bilder in diesem Artikel stammen von Nintendos Presseserver. Vielen Dank an Nintendo für die Bereitstellung eines Download-Codes von Fire Emblem: Awakening.

Bewertung

10.0
Gesamt
-
Mehrspieler

Herausragend


Kurzfazit

„Süchtigmachendes Taktik-Rollenspiel mit spannender Geschichte, tollen Charaktere, viel Umfang, schöner Grafik und fesselnder Musik.“

Alexander Geisler

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