Test: Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate (3DS)


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Dracula ist wieder da. Diesmal wird der Blutsauger von der Familie Belmont allerdings auf einem Handheld bekämpft, nachdem es die letzten Schlachten in Lords of Shadow auf den stationären Konsolen zu bestaunen gab. Wir haben uns mit Peitsche, Knoblauch und Weihwasser bewaffnet und verraten euch in unserem Test zu Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate, wie gut die Vampirjagd auf dem Nintendo 3DS geworden ist.

Kenner der Castlevania-Serie wissen um das unheilvolle Schicksal der Familie Belmont, aus deren Geschlecht nicht nur Dracula selbst stammt, sondern sie sind als seine Nachfahren auch die Einzigen, die den Fürsten der Finsternis besiegen können. Nach dem Reboot der Reihe auf den stationären Konsolen mit Castlevania: Lords of Shadow ist bereits dessen Nachfolger in der Mache und wird wohl noch in diesem Jahr erscheinen. Als kleinen Appetitanreger für zwischendurch haben die Entwickler von Mercurysteam daher einen Ableger der Serie auf die Beine gestellt, der von seiner Geschichte her zwischen beiden Titeln angesiedelt ist. Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate ist allerdings weit mehr als nur ein Nischenprodukt, sondern absolut als vollwertiger Teil der Serie anzusehen.

Der Horror in der Hosentasche

Als Spieler werdet ihr dabei im Laufe des Abenteuers mit verschiedenen Charakteren aus der Serie konfrontiert, über die ihr die Kontrolle übernehmen dürft. Dazu gehören nicht nur Simon Belmont, mit dem ihr ins Abenteuer startet, sondern auch dessen Vorfahren Gabriel und Trevor. Selbst den sinistren und Fans der Serie ebenfalls bekannten Alucard steuert ihr ein Stück durch die Geschichte. Interessant ist dabei der Aspekt, dass sich die einzelnen Charaktere in den nicht chronologisch ablaufenden Handlungssträngen teils über den Weg laufen und ihr die Situation so aus der Sicht eines anderen Protagonisten später noch einmal durchlebt. Das ist nicht nur erzählerisch gut umgesetzt, sondern verleiht dem Spiel auch eine gewisse Abwechslung. Rein von der Spielmechanik her versucht Mirror of Fate dabei den Spagat zwischen den Wurzeln der Serie und dem Reboot Lords of Shadow zu schlagen.

Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate (3DS)
Euer Charakter verfügt wieder über zahlreiche Angriffsmöglichkeiten - auch in der Luft.

Auf der einen Seite greift ihr also immer noch zu klassischen Waffen wie der Peitsche, der Axt oder der Ölphiole, auf der anderen Seite dürft ihr durch Erfahrungspunkte neue Combos für eure Peitsche freischalten, die ähnlich den Kombinationen aus Lords of Shadow gehalten sind. Schade ist dabei nur, dass der Rollenspiel-Aspekt sehr kurz kommt und ihr immer nur strikt vorgegebene Combos erlernt, anstatt aus einem Talentbaum eure gewünschten Fertigkeiten zu wählen. Abgerundet werden eure Fähigkeiten von magischen Kräften, die ihr gemäß eures Magiebalkens begrenzt einsetzen könnt. Neben Angriffszaubern, die eure Schlagkraft verstärken, gibt es auch Schutzzauber, die euch vor Schaden bewahren. Auf eurem Weg durch Draculas Schloss wollen alle möglichen Kreaturen aus dem Weg geräumt werden. Dazu zählt mit Zombies, wilden Hunden, Fledermäusen, Skeletten, Würmern, Vipern und Echsen so ziemlich das gesamte Spektrum an finsteren Gestalten aus der Unterwelt, das man sich so vorstellen kann.

Die Bosskämpfe waren bereits in den ersten Ablegern der Serie stets harte Nüsse und haben sogar den erfahrenen Spielern einige Nerven gekostet. Obwohl Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate immer noch recht knackig ist, wurden zumindest die Gefechte mit den Obermotzen ein wenig entschärft. Speicherpunkte nach der Hälfte des Kampfes lassen euch im Falle eures Ablebens zu einem Zeitpunkt zurückkehren, zu welchem euer Widersacher bereits einen Teil seiner Energie eingebüßt hat. Die Bossfights sind dabei meist imposant inszeniert, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um ein Spiel für einen Handheld handelt. Taktisches Vorgehen ist aber dennoch eindeutig von Vorteil, da ihr mit blindem Aktionismus bald ins Gras beißen werdet. Gerade die begrenzten Extrawaffen solltet ihr euch gut einteilen, da sie euch im entscheidenden Moment einen Vorteil verschaffen können.

Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate (3DS)
Bei einer solchen Attacke gilt es im richtigen Moment auszuweichen.

Auch in den einzelnen Abschnitten im Schloss sind übrigens die Rücksetzpunkte, an denen das Spiel automatisch speichert, sehr sozial gesetzt. Haucht ihr also euer Leben aus oder segelt ihr ungebremst in einen Abgrund, müsst ihr meist nur wenige Schritte laufen und seid gleich wieder an der Stelle, an der ihr gerade gescheitert seid. Das Laufen, Springen, Klettern, Hangeln und Kämpfen ist jedenfalls recht motivierend. Hin und wieder sind ein paar Rätsel in den Spielablauf eingebaut, die sich meist aber auf das Umlegen eines Schalters oder das Verschieben von Kisten beschränken. Hier wäre sicherlich noch etwas mehr drin gewesen. Trotzdem fühlen sich Kenner der Serie sicherlich schnell heimisch und kommen mit dem Gameplay flott zurecht. Trotz Schiebepad lässt sich euer Protagonist präzise durch das Schloss des Grafen bewegen. Die Tastenbelegung ist intuitiv gestaltet und geht euch schnell in Fleisch und Blut über. Einzig das stupide Hämmern auf einen Button beim Öffnen einer Schatzkiste oder im Klammergriff eines Endbosses ist ein wenig öde.

Abgespeckte Konsolenversion?

Sehen lassen kann sich Mirror of Fate allerdings in Sachen Optik. Die Spielwelt ist groß ausgefallen, die Animationen der Charaktere sind gelungen und die Atmosphäre fesselt. Ihr durchstreift in der Burg des Grafen diverse Verliese, Kerker, eine Bibliothek, Höhlen, Katakomben und unter anderem auch einen alten Jahrmarkt. Zwar ist die Optik insgesamt recht düster gehalten, passt aber gut zur Thematik. Gelungen ist auch die räumliche Tiefe der Areale, die dank des 3D-Effekts des Nintendo 3DS richtig plastisch wirkt. Ein großes Lob hat Mercurysteam auch für die Zwischensequenzen verdient. Die Cel-Shading-Optik der Videos ist atemberaubend und von wirklich hochwertiger Qualität. Natürlich mag das Design der Figuren Geschmackssache sein, rein technisch ist Mirror of Fate jedoch absolut auf der Höhe und eines der besten Spiele, die man für Nintendos tragbare Konsole bekommen kann. Auch die oft übermäßig großen Obermotze wurden scheinbar nur durch die beschränkten Systemressourcen des 3DS nicht noch fulminanter gestaltet, als sie jetzt schon sind.

Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate (3DS)
Die Lichteffekte können sich für ein 3DS-Spiel auf jeden Fall sehen lassen.

Damit einher geht auch ein stimmungsvoller Soundtrack, der das Geschehen auf dem Bildschirm passend untermalt. Mal schweben sphärische Klänge durch den Raum, mal begleitet euch der dramatische Klang einer alten Orgel. Mal hört ihr das Geifern von Ungetümen aus dem Hintergrund, mal ist alles totenstill und ihr erwartet jede Sekunde den Übergriff der wilden Bestien. Die stimmungsvolle englische Sprachausgabe rundet den Gesamteindruck positiv ab. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, darf sich über die deutschen Untertitel freuen.

Fazit

Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate ist der optimale Spagat zwischen den klassischen Anfängen der Serie und dem fulminant inszenierten Castlevania: Lords of Shadow auf den HD-Konsolen. Mercurysteam beschert uns mit ihrem umfangreichen Castlevania-Abenteuer eines der ersten Highlights des Jahres für den Nintendo 3DS, das mit seiner überzeugenden technischen Präsentation, dem abwechslungsreichen Gameplay, verschiedenen Protagonisten und einer fesselnden Story aus verschiedenen Blickwinkeln punktet. Fans der Serie müssen ohnehin zuschlagen, alle anderen dürfen aber ebenfalls einen Blick riskieren.

Bewertung

8.0
Gesamt
-
Mehrspieler

Sehr gut


Kurzfazit

„Technisch überzeugendes Castlevania für die Hosentasche, das sich fast mit den Konsolenversionen messen kann.“

Markus Schnittka

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