Kolumne: Nintendo und das Problem mit dem Girls Club


  • Kolumne: Nintendo und das Problem mit dem Girls Club

Nintendo hat mit dem neugegründten Girls Club auf YouTube einen Kanal eingerichtet, welcher ausschließlich für weibliche Gamer gedacht ist. Wieso ich das als Fehler empfinde, verrate ich euch in meiner neuesten Kolumne.

Nintendo ist ein traditionsreiches Unternehmen, das seit über 125 Jahren existiert. Die Geschichte der Traditionsfirma aus dem Land der aufgehenden Sonne begann mit Spielkarten und ging später schließlich in Videospiele über. Sowohl Hard- als auch Software entwickelt der Mario-Konzern seit vielen Jahren und hat mit der Wii einen kommerziellen Erfolg gefeiert und Videospielneulinge und Familien angesprochen. Um in Zukunft auch mehr Frauen ins Boot zu holen, wurde der „Nintendo Girls Club“ ins Leben gerufen. Wieso das ein Fehler gewesen ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Text.

Blicken wir in der Geschichte der Videospiele zurück, war es vor zehn oder zwanzig Jahren zunehmend eine Männerdomäne, was jenes Hobby betrifft. Doch seit einigen Jahren und womöglich trägt die Wii einen Teil dazu bei, interessieren sich immer mehr Frauen für die digitale Spielewelt. Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. zeigte in einer Statistik aus dem Jahr 2011, dass 44 Prozent der Gamer Frauen sind. Doch hier werden nicht nur die verdächtigen Titel wie „Animal Crossing“ aus dem Regal hervorgeholt, sondern es darf gerne auch mal etwas härter zugehen. In der heutigen Zeit nimmt die Frauenwelt auch gerne mal eine virtuelle Waffe in die Hand und schickt die Feinde über den Jordan. Doch mit dem frischen YouTube-Kanal, den Nintendo ins Leben gerufen hat, verkörpert man jenes Klischee, welches im World Wide Web existiert.

So gibt es neben diversen Trailern zu bereits erschienenen Spielen auch bislang ein Unboxing-Video zu den 3DS-Geräten und eine Einleitung für „Animal Crossing: New Leaf“. So weit, so gut. Leider wirken die Damen in den Videos alles andere als authentisch und lassen es eher wie eine Parodie aussehen, gerade was das Unboxing betrifft. Hier setzt man unter anderem auf die in Deutschland eher unbekannte Schauspielerin Jorgie Porter. Man möchte den Zuschauern enthusiastisch die Software präsentieren. Jedoch fehlt es an jeder Ecke davon.

Nintendo Girls Club

Ein großes Problem dürfte wohl sein, dass Nintendo mit dieser Form von Marketing dem geschlechtsneutralen Hobby doch jedes Geschlecht in seine eigene Ecke drängen will. Man könnte alle Menschen Freude mit dem Medium machen, aber anscheinend reicht kein einfacher Trailer zu einem Spiel wie „Animal Crossing: New Leaf“, sondern es muss noch eine spezielle Variante für die Damen kreiert werden, um darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Titel auch für dieses Geschlecht gedacht ist.

Doch die Videospielbranche greift gerne ins Fettnäpfchen und eröffnet spezielle Clubs und Ähnliches, um es den Damen schmackhaft zu machen, anstatt neutrale Videos zu erschaffen, die sowohl für Frauen als auch Männer gedacht sind. Doch hier drückt man dem Geschlecht eine gewisse und Rolle und Vorstellung auf, was man spielen sollte.

Leider hat die Videospielbranche ein Problem, was Sexismus betrifft. Sowohl was die Entwickler als auch die Spieler betrifft. Mit solchen digitalen Plätzen wie dem „Nintendo Girls Club“ erschafft Nintendo ein noch größeres Loch und weist in die absolut verkehrte Richtung. Denn Videospiele sind ein Medium, wo alle Menschen, egal ob Frau oder Mann, zusammenkommen, Interesse daran finden und darüber sprechen. Was wiederrum nicht heißen soll, dass Spiele wie „Cooking Mama“ oder „New Style Boutique“ keine Daseinsberechtigung haben. Wenn solche Titel ein erster Kontakt für jene Person ist, was Videospiele betrifft, ist das in Ordnung. Aber „Resident Evil: Revelations“ oder die „Professor Layton“-Reihe sind auch so tolle Spiele. Da spielt es keine Rolle, ob man Mann oder Frau ist.

Es ist traurig mit anzusehen, dass jene Firma, mit der man aufgewachsen ist und seit über 20 Jahren konfrontiert wird, solche Schritte einleitet, um dadurch angeblich mehr Leute für das Medium zu begeistern. Denn das macht es nur noch schlimmer, doch da wiederhole ich mich nur.

Letztendlich bleibt nur noch zu sagen, dass für viele, trotz Statistiken, welche belegen, dass fast die Hälfte aller Menschen Frauen sind, die ebenfalls was mit Videospielen anfangen können, dies ein Ort für Männer ist. Doch wenn man schon in die Klischee-Kiste greift, wo bleibt der Nintendo Club für Jungs mit Motoren, leicht bekleideten Damen und Alkohol?

Nintendo Girls Club - Jorgie Porter

Gastkommentar von Daniela (ntower.de):

Weiblich zu sein und gerne Videospiele zu spielen ist heutzutage nichts Besonderes mehr, könnte man meinen. Deshalb ist es umso interessanter, dass Nintendo mit dem „Girls Club“ gezielt auf Mädchen und junge Frauen zugeht, wie ich finde. Als Videospielerin, die mit Nintendo aufgewachsen ist und bisher ohne spezifisches Marketing für Mädchen und Frauen zu Nintendos Produkten gegriffen hat, habe ich versucht, dem „Girls Club“ dennoch offen gegenüberzustehen. Nachdem ich mir die meisten Videos angesehen habe, kann ich der Twitter-Userin zustimmen, die schrieb: „I felt a real sense of embarrassment watching this Nintendo Girls Club thing.” Nintendo schmeißt nur so mit Klischees um sich, angefangen von den Räumen, in denen die hübsche Jorgie Porter (siehe Bild oben) von Animal Crossing, New Style Boutique, Super Mario 3D World & Co. schwärmt. Hellrosa und minzgrüne Pastelltöne zieren das Zimmer und auch die Protagonistin sieht der beliebten Puppe aus dem Hause Matell auffallend ähnlich. Mandy hingegen versucht so gut es geht, den weiblichen Zuschauern die verschiedenen Modelle der 3DS-Familie vorzuführen, aber auch ihr Video bleibt – wie die anderen - von negativen Bewertungen und Kommentaren nicht verschont. Dass man extra Trailer wie den zu Luigi’s Mansion 2 neu und passend zur Atmosphäre vertont, hat mich dann noch mehr verwundert.

Meiner Meinung nach bewegt sich Nintendo auf dünnem Eis, weil sich vor allem viele weibliche Videospieler dadurch auf den Schlips getreten fühlen (pun intended). Wir spielen nicht alle Nintendogs, New Style Boutique und möchten mit diesem YouTube-Kanal an andere beziehungsweise Core-Titel von Nintendo herangeführt werden. Das Medium Internet für diese Marketing-Strategie zu wählen, ist sehr gewagt, weil sich Meinungen im Netz bekanntlich überaus schnell verbreiten und im Falle von „Girls Club“ bisher hauptsächlich negatives Echo wahrzunehmen ist. Zumindest rechne ich es Nintendo an, dass man auf die weibliche Zielgruppe zugehen möchte, sehe den „Girls Club“ aber nicht als den besten Weg dazu. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man durch den violetten YouTube-Kanal mit Krönchen den gewünschten Erfolg erreicht.


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