Test: Yoshi's Woolly World (Wii U)


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Eigentlich holt man ja die Stricknadeln im Winter raus, um sich bei klirrender Kälte draußen vor dem wohlig warmen Kamin zu vergnügen. Nintendo verlagert den Winter in den Sommer und da sicherlich die wenigsten Gamer stricken können, müsst ihr nicht extra eure Oma fragen, sondern dürft euch mit Yoshi's Woolly World an gestrickten Tatsachen erfreuen. Wir haben das Spiel für die Wii U einem ausführlichen Test unterzogen und verraten euch, ob Nintendo das Jump'n'Run mit heißer Nadel gestrickt oder ein Meisterwerk erschaffen hat.

Alles könnte so schön sein im Woll-Atoll. Die bunten Woll-Yoshis freuen sich ihres Lebens und haben Spaß in ihrer kunterbunten Welt. Doch der garstige Zauberer Kamek sieht das gar nicht gerne und stiftet kurzerhand Unfrieden. Er sucht das Woll-Atoll heim, schwingt seinen Zauberstab und verwandelt etliche der Woll-Yoshis zurück in Wollknäuel, die er entführt und in der gesamten Welt verstreut. Nur eine handvoll Yoshis konnte sich verstecken und in genau deren Haut, bzw. Garn schlüpft ihr jetzt, um eure Freunde zu retten. Nintendo präsentiert euch dabei ein reinrassiges Jump'n'Run ganz im Stile von Yoshi's Island für das Super Nintendo mit dem Unterschied, dass ihr diesmal keine schreienden Mario-Babys auf dem Rücken mit euch tragt. Und es scheint, als hätte man sich nach dem durchaus brauchbaren 3DS-Teil für die Wii U-Version noch einmal extra ins Zeug gelegt. Die Ideen sprudelten offenbar nur so aus den Entwicklern heraus, was uns ein von der ersten Sekunde an überzeugendes Game beschert hat. Doch immer der Reihe nach.

Screenshot: Yoshis Woolly World

Die Qual der Wahl habt ihr nämlich anfangs erst einmal bei den verschiedenen Steuerungsmethoden, denn Nintendo lässt euch nicht nur zum GamePad, sondern auch zum Wii U Pro Controller, dem Wii Classic Controller oder der Wiimote greifen. Das bedeutet, dass ihr in Yoshi's Woolly World auf spezielle GamePad-Features verzichten müsst. Dafür lässt sich das komplette Spiel aber auf dem GamePad spielen, wodurch es immer wieder für ein paar Levels nebenbei geeignet ist. Die Sucht wird euch dabei schnell packen, und man erwischt sich immer wieder dabei, dass man nur noch das nächste Level sehen will. Oder nur noch das Level einmal wiederholt, um diesmal alle Sammelgegenstände zu finden. Hier gibt es reichlich zu tun, denn neben Grinseblumen, möglichst kompletter Energieleiste in Form eines Herz-Kreises und etlichen Kristallen und Stempeln für das Miiverse wollen auch fünf Wollknäuel pro Level gefunden werden. Diese schalten euch neue Skins für euren Yoshi frei, was optische Abwechslung ins Game bringt. Wer zudem einen Amiibo zur Hand hat, darf seinem Yoshi ebenfalls eine neue Optik verpassen. Habt ihr schon mal einen Yoshi in Super Mario-Strick-Optik gesehen? Das kann echt witzig sein. Einmal eingescannte Amiibos werden übrigens im Pavillon gesammelt, so dass ihr jederzeit wieder auf diese Skins zugreifen könnt. Und die speziell zum Spiel erscheinenden Woll-Yoshis sind ohnehin die zarteste Versuchung seit es die Amiibos gibt. Witzig sind auch die Verwandlungsmöglichkeiten, die ihr in bestimmten Abschnitten des Spiels spendiert bekommt. Mal rast ihr als Woll-Motorrad durch die Stages, mal buddelt ihr euch durch die Erde oder walzt als riesiger Woll-Yoshi alles platt.

In Sachen Gameplay ist man der Yoshi's Island-Serie treu geblieben, hat jedoch zur Woll-Optik passende Elemente integriert. So dürft ihr natürlich weiterhin mit eurer Zunge nach Gegnern schnappen und sie verspeisen, allerdings werden diese von Yoshi nicht zu Eiern verdaut, sondern hängen sich als Wollknäuel an euren Allerwertesten. Mit diesen schießt ihr weit entfernte Gegner ins Koma, sammelt Kristalle ein oder lüftet das Geheimnis der Fragezeichen-Wolken, die euch versteckte Extras oder gar geheime Wege in andere Bereiche des Levels offenbaren. Wer Yoshis Zunge geschickt einsetzt und an kleinen Fäden zieht, dröselt damit teils den Hintergrund auf und legt weitere versteckte Passagen frei. Eure Augen müsst ihr also stets offen halten, wenn ihr die vielen Extras aufstöbern wollt. Belohnt werdet ihr dabei nicht nur mit Bonus-Level nach der Stage, sondern mit je einem Extra-Level pro Welt, wenn ihr alle Grinseblumen findet.

Screenshot: Yoshis Woolly World

Auch wenn gerade die ersten Levels vom Schwierigkeitsgrad her niedrig angesetzt sind, verbringt ihr trotzdem mal gut und gerne zehn Minuten in einer Stufe, um die Geheimnisse zu erkunden. Im Laufe des Spiels steigt der Schwierigkeitsgrad dabei angenehm an und bietet auch erfahrenen Spielern die eine oder andere Herausforderung. Dank der präzisen Steuerung und dem ausgeklügelten Leveldesign seid ihr im Falle des Versagens selbst schuld. Wer dennoch Hilfe braucht, wird von Nintendo nicht im Stich gelassen. Mit euren gesammelten Kristallen dürft ihr euch sogenannte Trickanstecker kaufen, die ihr hin und wieder auch kostenfrei spendiert bekommt. Diese sind jeweils für ein Level gültig und ermöglichen euch beispielsweise unentwegt Melonenkerne zu spucken oder bewahren euch vor dem Sturz in einen Abgrund. Profis können darauf natürlich verzichten, Anfängern dürfte diese optionale Hilfe aber durchaus gelegen kommen. Mit einem zweiten Spieler an der Seite dürft ihr übrigens kooperativ oder kompetitiv in die Stages aufbrechen, wobei es im Gegensatz zu Donkey Kong: Tropical Freeze jedoch keine speziellen Levels für zwei Spieler gibt. Eine lustige Abwechslung ist das Spielen mit einem Kollegen aber allemal.

Als hätte sich Nintendo in Sachen Spielbarkeit nicht schon genug einfallen lassen, kommt Yoshi's Woolly World auch bei der Technik extrem sauber poliert daher. Die Woll-Welt ist derart knuffig, dass man sich sofort in sie verliebt. Es wirkt tatsächlich so, als wäre das Woll-Atoll in mühevoller Kleinarbeit mit der Hand gestrickt und gebastelt worden. Hier ein Knopf, da eine Schlaufe, hier glitzernde Pailletten, dort ein flauschiges Häkelmuster. Das Stilelement Wolle wird in seiner Perfektion zelebriert, wie man es noch nie gesehen hat. Kirby und das magische Garn war auf der Wii bereits toll, Yoshi's Woolly World in HD-Optik auf der Wii U dagegen ist eine Wucht. Die kunterbunten Farben runden den optischen Eindruck optimal ab. Hinzu gesellt sich ein beschwingter Soundtrack voller Ohrwurm-Melodien, die das Zeug zum Videospiele-Evergreen haben. Sanft gezupfte Gitarren, ein lässig brummender Bass - hier stimmt einfach alles. Alles? Na gut, wer viel springt, könnte Yoshis Freudenschreie auf die Dauer etwas nervig finden. Aber irgendwie passt auch das zum knuffigen kleinen Woll-Saurier und man kann ihm gar nicht böse sein, wenn er juchzend und jauchzend durch die Stages hopst.

Fazit

Der Klassiker Yoshi's Island hat endlich einen nahezu ebenbürtigen Nachfolger erhalten. Mit Yoshi's Woolly World hat Nintendo die bunte Wundertüte Jump'n'Run erneut mit vielen tollen Ideen gefüllt und es scheint unglaublich, woher die Entwickler manchmal diese kreativen Ideen nehmen. Gepaart mit einer astreinen Spielbarkeit bekommen wir von Nintendo hier einen absolut spielenswerten Titel präsentiert, der vor allem mit einer liebevollen und detailreichen Optik punktet. Wer auf seiner Konsole gerne rennt und springt, sollte dem Woll-Atoll somit definitiv einen Besuch abstatten.

Bewertung

8.5
Gesamt
7.5
Mehrspieler

Sehr gut


Kurzfazit

„Geschickt gestrickt - knuffiger Jump'n'Run-Spaß auf dem Woll-Atoll.“

Markus Schnittka

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