Test: Super Smash Bros. für Wii U (Wii U)


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Vor knapp zwei Monaten erschien die erste Handheld-Version der Super Smash Bros.-Reihe. Bei dieser spürte man an einigen Ecken und Enden allerdings die Grenzen der Hardware. So war beispielsweise der Vier-Spieler-Modus oft sehr unübersichtlich und funktionierte Online nur mit vielen Rucklern. Wie gut der Titel letztendlich auf der Wii U geworden ist, erfahrt ihr in unserem nachfolgenden Test.

Perfektes Kampfsystem

Es ist schon verrückt, was in den letzten Wochen für ein Hype um das neue Beat'em'Up aus dem Nintendo-Universum entstanden ist. Über eine Million Vorbestellungen sprechen allein eine deutliche Sprache. Dieser Euphorie gerecht zu werden ist jedoch keineswegs einfach, denn schließlich enttäuschte der Vorgänger auf der Wii, namens Brawl, viele Fans aufgrund der gedrosselten Spielgeschwindigkeit. In dieser Hinsicht ist jedoch keinerlei Grund zur Sorge vorhanden. In Super Smash Bros. für Wii U kämpft man in einem deutlich schnelleren Tempo als auf der vorherigen Konsole, was mehr an den Gamecube-Teil erinnert. Es wird von der ersten Spielminute an deutlich, dass die Entwickler besonderen Wert auf den Spielfluss gelegt haben, denn egal ob man Items aufsammelt oder eine Kombo ausführen will, der Wii U-Titel schlägt alle seine Vorgänger in der Spielbarkeit um Längen. Dies liegt nicht zuletzt an den zahlreichen Steuerungsoptionen. Neben dem Gamepad, dem Pro Controller, dem 3DS, der Wii Mote und der Wii Mote-Nunchuck-Kombo wird per Adapter auch der Gamecube-Controller unterstützt. Welche Variante letztenendes die beste ist, lässt sich nur schwer beurteilen, es ist aber nicht zu bestreiten, dass selbst zwischen dem Gamceube- und dem Pro-Controller ein unterschiedliches Spielgefühl aufkommt. Alle Steuerungsvarianten wurden auf die jeweilige Hardware optimiert und lassen sich von der Button-Belegung völlig frei anpassen. Demnach gibt es an diesem Aspekt nichts zu bemängeln.

Neben der Steuerung weiß auch die Charaktervielfalt zu überzeugen. Ganze 51 Charaktere haben es ins Raster geschafft, die, mal abgesehen von dem einen oder anderen Klon, nicht unterschiedlicher sein könnten. Die neuen Herausforderer, wie das Duck Hunt Duo, Rosalina oder Little Mac spielen sich angenehm frisch und einzigartig. Außerdem legte Nintendo besonders Wert auf die Balance zwischen den Spielern. Es gibt keinen Charakter, der andere deutlich überragt und ein Match unfair erscheinen lässt. Es sind auch nur sehr wenige vorhanden, bei denen man das Gefühl besitzt von vornherein im Nachteil zu sein (Sonic wäre der einzige, der mir persönlich aufgefallen wäre und bei dem mir Online noch nicht das Gegenteil bewiesen wurde, allerdings gibt es in diesem Fall evtl. auch eine besondere Taktik, die zum Sieg verhelfen kann). Vor allem in den später erwähnten Online-Modi spielt dieses Gleichgewicht eine entscheidende Rolle, was Nintendo glücklicherweise bewusst war. An diesem Punkt kann man demnach ebenfalls nicht aussetzen.

 

Die Freude der Fans war groß, als die Unterstützung des GamceCube-Controllers bestätigt wurde

 

Eine abwechslungsreiche Augenweide

Auch grafisch weiß Smash Bros. das Potenzial der Wii U zu nutzen. Die Charaktermodelle wurden unheimlich detailliert erstellt und die Umgebungen bestechen durch spektakuläre Kamerafahrten und Effekte, zumindest in den neuen Stages. Die Retro-Level wirken im Vergleich dazu teilweise sehr Detailarm und leer. Wenn man bedenkt, dass es erneut eine sehr große Auswahl an Stadien gibt, ist dieser Kritikpunkt allerdings vernachlässigbar. Außerdem gibt es zu jeder Stage eine sogenannte Omega-Version. Diese besitzt den selben Hintergrund, wie das Original, besteht allerdings nur aus einer Plattform. Wer also nicht von Effekten während dem Kampf gestört werden, aber nicht jedes Mal die „Letzte Station“ auswählen will, der wird dieses Feature lieben. Auch im Hinblick auf den eSport war dieser Schritt ein genialer Schachzug seitens Nintendo. Das einzige was in diesem Rahmen etwas lieblos wirkt ist der Stage-Editor. Wer erwartet sich, wie in Little Big Planet eigene Welten zusammenbauen zu können, der wird hier wohl enttäuscht werden. Dass sich auf dem Gamepad eigene Level kreieren lassen ist zwar ein nettes Feature, aber die Auswahl an Objekten ist einfach zu gering, als dass man hier intensiv Zeit investieren könnte. Einige Ideen lassen sich ganz zwar nett umsetzen (die Kollegen von Gamexplain haben es beispielsweise vorgemacht), aber alles in allem bleibt der Editor weit hinter den Erwartungen zurück.

Doch nicht nur die Stageauswahl ist in sich stimmig, auch die verschiedenen Songs fügen sich gut in das Gesamtwerk ein. Jedes Level verfügt über mehrere Lieder, die man bei einem Smash-Kampf selbst wählen kann. Schon in der 3DS-Version war die akkustische Auswahl beeindruckend. Der große Bruder schlägt dieses Angebot abermals um Längen. Dieses Spiel beinhaltet wohl die größte Ansammlung an Videospielsongs, die bis jetzt auf eine Disc gepresst wurden. Die einzelnen Lieder findet man übrigens erneut als Sammelstücke während eines Kampfes oder gewinnt sie nach bestimmten Kämpfen.

 

Jeder Charakter wurde gekonnt umgesetzt und besitzt eine Vielzahl an Outfits

Der Sammelwahn ist ausgebrochen

Natürlich beschränkt sich das Sammeln bei Super Smash Bros nicht nur auf Musikstücke. Wie in den Vorgängern kann man zahlreiche Trophäen finden. Auch andere Gegenstände, wie Outfits fungieren als Belohnung. Die Anzahl an sammelbaren Objekten ist erneut gigantisch und kann einen über mehrere Monate bei Laune halten. Das Freischalten sogenannter Meilensteine fördert zudem die Sucht. Dieses Mal gibt es allerdings keine große Tafel, auf der alle Meilensteine abgebildet sind, sondern mehrere kleine. Schaltet man alle Meilensteine auf der einen Tafel frei, so kann man auf die nächste zugreifen. Dieses Konzept kann vor allem im späteren Verlauf nerven, denn einige Meilensteine sind wenig einfallsreich, aber sehr zeitaufwendig zu meistern, beispielsweise „Meistere den All-Star-Modus mit allen Charakteren“.

Erfreulicherweise haben die Meisterstücke aus Brawl erneut ihren Weg ins Spiel gefunden. Das sind Demos von alten Spielen, der Charaktere die in Super Super Smash Bros. vorkommen. Wer schon immer mal Super Mario Bros. oder Pilot Wings nachholen wollte, der hat nun zumindest die Gelegenheit in die Titel hineinzuschnuppern und diese gegebenenfalls im eShop zu erwerben. Die Demos laden aus dem Spiel heraus extrem schnell, was das Durchstöbern der Titel sehr angenehm gestaltet. Alles in allem also erneut ein sinnvoller und spaßiger Zusatz.

Der Sammelwahn hört allerdings nicht im Spiel auf, denn dank den amiibo-Figuren kann man nun auch einige Kämpfer als echte Figur bei sich zu Hause stehen haben. Diese besitzen einen Chip und können ebenfalls im Spiel als CPU verwendet werden, der mithilfe eines Levelsystems hochtrainiert werden kann. An sich eine schöne Idee, doch leider nicht sehr durchdacht, denn viel mehr als gegen einen amiibo anzutreten und ihn so zu verbessern, kann man nicht. Eine Möglichkeit die Koop-Modi mit ihm zu bestreiten wäre eine nette Idee gewesen, die leider nicht umgesetzt wurde. Dafür sind die Figuren sehr hochwertig verarbeitet worden, doch wenn ihr sie nur wegen der Smash Bros.-Unterstützung holen wollt, dann lasst es lieber bleiben.

 

Amiibos: Hübsch aber in diesem Fall nutzlos

 

Viel los als einsamer Krieger, aber noch mehr zu zweit

Was die Einzelspielermodi betrifft warten auf der Wii U wenig Überraschungen auf euch. Der Subraum Emmisär aus dem Wii-Titel wurde bekanntermaßen gestrichen. Dennoch hat man auch alleine einiges zu tun. Zum einen gibt es mal wieder den klassischen Modus, der in diesem Fall allerdings modifiziert wurde. Der Scheibensmash und andere auflockernde Minispiele wurden ganz herausgenommen und man bewegt sich mit seiner Trophäe auf einem Feld entlang um sich den nächsten Gegner zu suchen, bis man schließlich zur Meisterhand gelangt. Genau wie im 3DS-Ableger wurde der besagte Endboss auf dem höheren Schwierigkeitsgrad komplett abgeändert, was diesen Kampf sehr anspruchsvoll und gleichzeitig abwechslungsreich gestaltet. Auch der All-Star Modus, fand erneut seinen Weg ins Spiel. Wie bereits in den Vorgängern kämpft man hier gegen jeden Charakter aus dem Spiel und kann sich zwischendurch mit Items heilen. Dieses Mal wurden die verschiedenen Gegner nach ihrem ersten Erscheinungsdatum geordnet. Während im All-Star Modus alle Charaktere einheitlich stark sind, trifft man im klassischen Modus auch auf modifizierte Gegner, wie einen Metall Mario. Wem das klassische Kämpfen zu eintönig ist, der kann sich auch an den Arenawettkämpfen probieren. Alte bekannte wie der Home Run Contest oder der Multi Smash haben es erneut ins Spiel geschafft, neu ist der sogenannte Scheiben-Bomber. Hier prügelt man, ähnlich wie im Homerun-Contest auf eine Bombe ein, die nach 10 Sekunden explodiert. In dieser Zeit muss man den Sprengkörper in ein Gerüst feuern und möglichst viel davon zerstören. Die drei genannten Wettkämpfe laden einmal wieder zum experimentieren ein und motivieren aufgrund der großen Anzahl an Kämpfern über einen langen Zeitraum. Und als wäre die Vielzahl an Möglichkeiten noch nicht genug, spendierte Nintendo den Spielern die altbekannten Missionen. Diese wurden erneut aufgeteilt in Einzel- und Mehrspielermissionen, allerdings sind nicht so viele vorhanden wie in Brawl. Dass man sie nicht mehr nacheinander absolvieren muss, sondern mehrere freischaltet, wenn man eine meistert, stellt sich hingegen als sinnvolle Änderung heraus.

Wem alleine spielen zu einsam ist, der kann alle im letzten Abschnitt genannten Modi auch zu zweit an einem Fernseher spielen. Bei den Arenawettkämpfen kann man sogar entscheiden, ob man gegeneinander oder kooperativ antritt. Diese Vielzahl an Mehrspielermöglichkeiten bietet ein Angebot, das die Vorgänger weit übersteigt. Außerdem gibt es noch einen neuen Multiplayermodus, der Smash Tour heißt und auf einem Mario Party ähnlichen Feld stattfindet. In jeder Runde würfelt jeder Spieler und bewegt sich so auf dem Brett fort. Ziel ist es seine Attribute, wie Stärke zu verbessern und Charaktere zu sammeln, die man in der finalen Schlacht (die über Sieg und Niederlage entscheidet) einsetzen kann. Die Unzahl an Items, die verwendet werden können, verwirren gerade in den ersten Runden sehr, doch dieser Modus erweist sich als tiefgreifender als man ihn zunächst vermutet. Zu viert kann man hier einige spaßige Stunden verbringen.

Alle Spielmöglichkeiten in Super Smash Bros. für Wii U zu thematisieren würden den Rahmen eines Tests vollkommen sprengen, deshalb stellen wir euch als letzte lokale Neuerung die Charakteranpassung vor. Jeder Charakter verfügt nämlich über verschiedene Angriffe, die außerdem individuell angepasst werden können. Wenn die seitliche Smash Attacke von Mario euch zum Beispiel zu schwach ist, könnt ihr dessen Stärke verbessern, allerdings sinkt dafür dessen Geschwindigkeit. Viele Möglichkeiten warten darauf von euch freigeschaltet zu werden. Natürlich hat Nintendo auch die Miis ins Spiel eingebunden. Diesen weist ihr eine von drei verschiedenen Kampfklassen zu, die ihr dann wiederum nach eurem Belieben gestalten könnt. All diese Modifizierungen wurden aber aus den Online-Modi ausgeschlossen. Berechtigterweise, denn sie würden nur die Spielbalance verschlechtern und so für Wettberwerbsverzerrung sorgen.

 

Die Kämpfe in Smash Bros. können sehr chaotisch werden

 

Erstmals ruckelfrei online kloppen

Die größten technischen Einbußen erlebte man auf der 3DS-Version wohl im Online-Modus. Was im 1 gegen 1 noch gut funktionierte war zu viert in vielen Fällen kaum spielbar. In der Wii U-Fassung sieht das ganze schon anders aus. Es ist zwar nach wie vor ärgerlich, dass das gesamte Spiel ruckelt, wenn auch nur einer der Kontrahenten eine schlechte Internetleitung besitzt, doch in vielen Fällen verlaufen die Kämpfe sehr flüssig. Auch Verspätungen in der Tasteneingabe kommen nur in Ausnahmen vor und zerstören meistens nicht den Spielspaß. Aufgeteilt sind die Online-Komponenten in den Geplänkel- und den Hart auf Hart-Modus. In ersterem spielt man entweder in zweier-Teams gegeneinander oder jeder gegen jeden. Fast jede Stage kann gewählt werden und Items gibt es auch, im Gegensatz zum kompetitiven zweiten Modus. Dort sind nur die Omega-Versionen der Levels, welche jeweils nur aus einer Plattform bestehen, auswählbar und Items sind deaktiviert. Hier lässt sich außerdem ein 1 gegen 1-modus anwählen und man kann zahlreiche Statistiken, wie seine Siegquote anschauen. Alle Online-Kämpfe sind maximal zu viert bestreitbar. Eine Massenprügelei zu acht ist nur lokal verfügbar. Dort funktioniert sie allerdings auf einem geeignet großem Fernseher und auf einer sehr großen Stage wunderbar. Alles in allem erwartet euch hier eine sehr umfangreiche Netzwerkerfahrung, die aber noch nicht perfekt ist. Zum einen fehlt ein richtiges Punktesystem, wie in Mario Kart. Man erhält zwar einen Smash-Rang, doch es wäre schön, wenn dieser öfter sichtbar wäre und wenn man ihn mit den Gegnern vergleichen könnte. Der zweite Kritikpunkt wird in der Zukunft behoben: das Fehlen eines Turniermodus. Gerade ein Kamfspiel wie Smash Bros. eignet sich für solche Wettkämpfe wunderbar. Tetris Party hat auf der Wii damals vorgemacht, wie so etwas aussehen kann und das obwohl wir hier nur von einem 15 € teuren Downloadtitel reden. Es bleibt abzuwarten wann und in welcher Form dieser Modus erscheinen wird. Im besten Fall beinhaltet er sogar Preise für die besten Kämpfer...

 

Die Auswahl an Modi siehtanfangs übersichtlich aus, entpuppt sich aber bei näherer Betrachtung als unglaublich umfangreich

Fazit

Super Smash Bros. verbesserte sich in nahezu allen Aspekten und präsentiert sich auf der Wii U als das nahezu perfekte Kampfspiel. Wenn Nintendo mit Patches die kleinen Kritikpunkte beseitigt gibt es an diesem Titel nichts mehr zu bemängeln. In dieser Form erhalten wir hier nicht weniger als ein in allen Aspekten fantastisches Spiel.  

Bewertung

9.5
Gesamt
9.5
Mehrspieler

Fantastisch


Kurzfazit

„Das fast perfekte Smash Bros.-Spiel“

Amin Kharboutli

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