Test: Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers (Wii U)


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An Halloween geistern vom Trend aus den USA infiziert wieder unzählige verkleidete Kinder durch unsere Straßen auf der Jagd nach Süßigkeiten. Ein kleiner Teil wird allerdings lieber vor der heimischen Konsole sitzen und mit einer virtuellen Kamera Jagd auf Geister machen. Der Grund dafür ist der Release von Project Zero - Priesterin des schwarzen Wasser für die Nintendo Wii U, welches am Vortag erscheint. Wir haben uns bereits in die Geisterwelt gestürzt und verraten euch in unserem Test, wie gruselig der Titel wirklich geworden ist.

Die in Japan als Fatal Frame bekannte Reihe von Koei Tecmo und Grasshopper Manufacture hat es westlichen Fans bislang nicht immer einfach gemacht. Der dritte Teil erschien schon 2005, der letzte Ableger für die Wii kam nie in den Westen und das Spin-Off Spirit Camera - Das verfluchte Tagebuch für den Nintendo 3DS konnte, trotz guter Ansätze mit Augmented Reality-Elemente zu kokettieren, spielerisch nicht komplett überzeugen. Auch die Veröffentlichung des aktuellen Ablegers Project Zero - Priesterin des schwarzen Wassers im Westen stand lange Zeit in den Sternen. Anfangs nur für Japan angekündigt, erbarmte sich Nintendo letztlich doch und verkündete einen Release des in Kooperation mit Koei Tecmo entwickelten Spiels in unseren Gefilden. Aufgrund der Kooperation mit Nintendo bekommen wir es mit einem exklusiv für die Wii U entwickelten Spiels zu tun. Während Spieler in den USA nur einen Download im Nintendo eShop geboten bekommen, erscheint bei uns zusätzlich als Retailfassung eine Special Edition des Spiels im Steelbook. Widmen wir uns nun aber dem Spiel selbst.



Die Region rund um den japanischen Hikami-Berg ist berüchtigt für die mysteriösen Ereignisse, die dort geschehen. Nicht nur ist die Region ein Anziehungspunkt für Selbstmörder, auch Geister scheinen dort ihr Unwesen zu treiben. Als Spieler schlüpfen wir in die Haut von drei verschiedenen Protagonisten, wobei wir den Anfang mit Yuri Kozukata machen, die selbst über übersinnliche Fähigkeiten verfügt. Während ihrer Arbeit in einem Café macht sie Bekanntschaft mit dem Schulmädchen Fuyuhi, das seine beste Freundin vermisst. Dies ist der Ausgangspunkt für eine spannende Geschichte rund um mysteriöse Rituale, verschwundene Personen und emotionale Ereignisse, von der wir natürlich nicht zu viel verraten wollen. Im Laufe der Geschichte wechselt ihr allerdings immer wieder die Rollen, erlebt Rückblenden und Träume und grübelt, ob die Flashbacks nun wirklich stattgefunden haben oder nur Teil von geheimnisvollen Visionen sind. Die durchaus erklärbaren Fakten, dass der Himaki-Berg aufgrund der um ihn rankenden Mythen zum Anziehungspunkt für Touristen wurde und ein großer Erdrutsch viele Anwohner verschüttet hat, tragen dabei zur packenden Atmosphäre des Spiels bei. 

In Sachen Gameplay dagegen fühlt man sich schnell heimisch, wenn man bereits einen Ableger der Reihe gespielt hatte. Fans wissen also, dass wir es mit einem Third Person-Adventure zu tun haben, in dem eure wichtigste Waffe gegen die bösen Geister die sogenannte Camera Obscura ist - eine altertümliche Kamera, die böse Erscheinungen sichtbar macht und mit deren Filmen nicht nur Geister auf Bild gebannt, sondern diesen auch die Kraft entzogen werden kann. Sobald es also in eurer Umgebung spukt, zückt ihr die Kamera und versucht euch den spirituellen Verfolger vom Hals zu halten. Unterschiedliche Objektive und Filmrollen beeinflussen die Auslösegeschwindigkeit der Kamera sowie den verursachten Schaden. Doch auch wann ihr den Auslöser drückt, wirkt sich auf den Schaden aus, den ihr den Geistern zufügen könnt. Stehen diese kurz vor einem Angriff, sind sie besonders verwundbar und nehmen besonders viel Schaden. Nach einem Treffer verlieren sie zudem etwas von ihrem "Spirit", was für einen effektiven Folgeangriff eurerseits sorgen kann. 



Sobald ihr die Camera Obscura einsetzt, kommt dabei das Wii U Gamepad ins Spiel. Ihr haltet das Gamepad vor euch und versucht auf diesem nun den Geist in den passenden Fokus zu rücken. Der zweite Display wurde hier stimmungsvoll und passend ins Spiel integriert, zumal ihr das Gamepad auch mal eben um 90° drehen könnt, um eine Aufnahme hochkant zu machen, je nachdem wie ihr eben die meisten Geister passend auf dem Foto ablichten könnt. In der Praxis macht euch die Steuerung hier leider hin und wieder einen Strich durch die Rechnung und verursacht kleine Probleme. Nicht immer reagiert der Sensor schnell genug, um die ausweichenden Gespenster immer richtig fokussieren zu können. Zudem mag es sicherlich zur gruseligen Atmosphäre beitragen, wenn sich eure Helden eher schwerfällig durch die Locations steuern lassen, gerade bei den Kämpfen wären aber teils flexiblere Bewegungsabläufe wünschenswert. So steckt ihr immer wieder mal unnötige Treffer ein. Denn sobald euch ein Geist umklammert, leidet eure Energieleiste darunter. Wie viel Schaden ihr nehmt, hängt unter anderem davon ab, wie nass euer Charakter ist. Eine weitere Anzeige gibt euch darüber Auskunft, denn je öfter ihr ins Wasser geht, desto anfälliger seid ihr für übersinnliche Attacken. 

Auch wenn ihr nicht gerade mit Geistern kämpft, dürft ihr die Camera Obscura immer wieder mal zücken. Ihr verfolgt die Schatten einst lebender Personen um den richtigen Weg in finsteren Gebäuden, verlassenen Hallen und nebligen Wäldern zu finden, entdeckt versteckte Gegenstände und kramt in den verblassten Erinnerungen anderer Personen, indem ihr für sie wichtige Gegenstände oder Orte fotografiert. Für besonders gelungene Schnappschüsse gibt es ordentlich Punkte, mit denen sich euer Equipment verbessern lässt. Items verwaltet ihr im übersichtlichen Menü, eine Karte zeigt euch zudem an wo ihr euch gerade befindet und erleichtert etwas die Orientierung. Da die einzelnen Örtlichkeiten gerade zu Beginn recht linear aufgebaut sind, fällt es schwer sich wirklich zu verlaufen. 



Einzelne Zwischensequenzen in Project Zero - Priesterin des schwarzen Wassers erzählen euch die Geschichte weiter, wobei hier bewusst auf eine grobe Körnung, Schlieren über dem Filmmaterial und einen rauschenden Ton gesetzt wurde. Dies vermittelt auch eine eher unheimliche Atmosphäre, da man die kurzen Sequenzen nicht immer sofort einordnen kann. Natürlich muss man sich auf die Atmosphäre des Titels einlassen und sollte generell auf Japano-Horror stehen. Wer dies kann, wird sich von den zum Suizig ins Wasser laufenden Mädchen, sich windenden Gestalten aus einem mit Wasser gefüllten Krug und anderen Schattengestalten sicherlich in seinen Bann ziehen lassen können. Grafisch wurde der Titel auf der Wii U sehr ansprechend umgesetzt, wobei ein für Koei Tecmo typisches Phänomen zu beobachten ist. Die weiblichen Protagonisten sind extrem jung, mit einer recht üppigen Oberweite bestückt und müssen natürlich immer wieder unter Hindernissen hindurch kriechen, wobei man ihnen fast unter den Rock linsen kann. Das wirkt teils etwas unpassend. Als Dreingabe gibt es noch Bonuskostüme, unter anderem von Prinzessin Zelda und Zero Suit Samus, so dass ihr angehalten seid das Spiel auch zu beenden. Die meist schaurige Musik untermalt das Spielgeschehen sehr gut, während ihr bei der Synchronisation die Wahl zwischen der englischen und der japanischen Fassung habt. Eingedeutscht wurden lediglich die Bildschirmtexte. 

Fazit

Project Zero - Priesterin des schwarzen Wassers revolutioniert die Serie nicht, bringt aber gerade auf der Nintendo Wii U dank Einsatz des Gamepad spielerisch einen interessanten neuen Aspekt in die Reihe. Wäre die Steuerung generell nicht etwas träge geworden und würde das Gamepad nicht mitunter etwas störrisch reagieren, wäre der Versuch auch absolut gelungen. Die dichte Atmosphäre und die wirklich tolle grafische Umsetzung können aber zusammen mit der interessanten Geschichte der unterschiedlichen Protagonisten darüber allerdings hinwegtäuschen. Vor allem Fans der Serie werden mit Project Zero - Priesterin des schwarzen Wassers voll auf ihre Kosten kommen. Alle anderen sollten die im eShop erhältliche Demo vor dem Kauf antesten und dann entscheiden, ob sie sich durch die Vollversion gruseln möchten.

Bewertung

7.5
Gesamt
-
Mehrspieler

Gut


Kurzfazit

„Geisterjagd mit teils hakeligem Gamepad-Einsatz, aber dichter Atmosphäre.“

Markus Schnittka

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