Test: Paper Mario: Color Splash (Wii U)


  • Test

Vor knapp vier Jahren spielten wir uns mit Mario auf dem Nintendo 3DS durch Paper Mario: Sticker Star. Sein Nachfolger, der fünfte Teil der Serie, orientiert sich sehr stark an seinem direkten Vorgänger, nur verwendet ihr jetzt Karten statt Sticker. Wenn ihr alles entdecken wollt, verbringt ihr sogar mehr als 50 Stunden in der Papierwelt. Das Spiel lässt sich am ehesten mit einem farbenfrohen Kaugummi vergleichen: die Optik fällt auf, es zieht sich recht lange, nur verliert es dabei nicht an Geschmack.

Der Einstieg erfolgt kurz und knapp, als Peach und Mario einen Brief erhalten. Nach dem Öffnen stellt sich heraus, dass es sich hierbei um einen Toad handelt, dem die Farbe fehlt. Abgeschickt wurde er aus dem Hafenstädtchen Port Prisma, also schippert ihr als Mario zusammen mit der Prinzessin dorthin und untersucht die Ereignisse. Anfangs hält sich Peach noch in Port Prisma auf, doch die Geschichte nimmt recht schnell einen (un)erwarteten Verlauf. Dreimal dürft ihr raten, was ihr zustoßen könnte… richtig, nur kommt Bowser diesmal in schwarzer Farbe daher!

 

Paper Mario: Color Splash - Geschichte

 

Wie farbulös ist das denn…?

Schon der Spieltitel Color Splash verrät sofort, dass Farbe eine wesentliche Rolle spielt. Marios Hammer hat nämlich neben dem normalen Angriff noch einen Farbangriff spendiert bekommen. Diese Fähigkeit erhaltet ihr, nachdem ihr auf einen Farbeimer beim Brunnen in Port Prisma getroffen seid und ihn ausgequetscht habt. Er kann sprechen, trägt den kreativen Namen Farbian, erzählt euch von den großen Farbsternen und ist fortan euer Begleiter. Erst mit ihm wird deutlich, dass wieder skurrile Charaktere vorkommen und der Humor durchwegs groß geschrieben wird. So spielen auch die sogenannten Retter-Toads eine wichtige Rolle, ihr müsst nämlich alle der gleichen Farbe finden, um an verschiedenen Stellen voranzukommen. Der Humor ergibt sich schon allein daraus, dass sie selbst nicht nur einmal gerettet werden müssen.

Da die großen Farbsterne verschwunden sind, ist die Suche nach ihnen euer primäres Ziel, wobei kleine Farbsterne den Weg zu ihnen aufzeigen sollen. Nach Erhalt schalten diese weitere Bereiche frei, die ihr auf einer Oberwelt-Karte auswählt. In den Levels sind zahlreiche mehr oder weniger schwere Rätsel integriert und auch die Dingse, bekannt aus Sticker Star, kommen wieder zum Einsatz. Alles ist herrlich bunt, kunstvoll und klar präsentiert, die Umgebungen warten mit vielen schönen Details und Ideen. An einer Stelle faltet sich beispielsweise der komplette Pfad, auf dem ihr gelaufen seid, plötzlich über euch zusammen. Es sieht insgesamt mehr nach Papier- und Pappthematik aus als in den Vorgängern, sogar die Münzen wirken echter mit ihrem geriffelten Rand. Die Levels sind nicht so klein, dass ihr sie als getrennt voneinander anseht, sondern groß und eigenständig genug, damit der Eindruck entsteht, sie würden Teil einer zusammenhängenden Welt sein.

 

Paper Mario: Color Splash - Patchwork

 

Kampf mit den Karten…!

Getreu dem Vorgänger Sticker Star gibt es wieder rundenbasierte Kämpfe gegen Gegner in den Levels. Das Wii U Gamepad ist dafür Pflicht, ihr müsst nämlich aus euren Karten auswählen, diese bei Bedarf einfärben und auf den TV-Bildschirm schnippen, bevor Mario den ersten Gegner in Reihe auf dem Kampfbildschirm angreift. Das Einfärben und das Symbol auf der Karte entscheiden natürlich über den Effekt und die Effektivität. Ein Pilz regeneriert KP, wohingegen ein Stiefel den Sprungangriff darstellt. Auch Größe und Anzahl der Symbole auf den Karten variieren. Spielt so gegen eure Gegner die bestmöglichen Vorteile aus. Nach euren Attacken verlieren die Gegner Farbe, das ist eine clever eingebaute Schadensanzeige. Die Gegnervielfalt ist eigentlich recht gut gelungen, nur hätte eine Art pro Gegnertyp gereicht. Es muss nicht mehrere Farbvarianten geben, allein die Shy Guys treten in mehr als sechs davon auf… und dann noch jeweils als Roller Guy… und Schlürfer Guy… ihr versteht…

Nutzt zusätzlich das serientypische Action-Kommando beim Angreifen oder Blocken. Für Sprünge ist das sehr ansprechend, doch für Hammerangriffe leider nicht optimal gelöst. Der optische Effekt um den Hammer ist zu unspezifisch und ungenau, um exakt bestimmen zu können, wann der richtige Zeitpunkt für einen exzellenten Angriff gekommen ist. Anfangs ist generell das Kampfsystem mit den Karten noch ungewohnt, aber spätestens nach 5 Stunden geht der Ablauf recht leicht von der Hand. Eure Karten lassen sich jederzeit sortieren, ob automatisch oder einfach durch Verschieben nach Belieben, das bleibt dabei euch überlassen. Nur könnt ihr nicht schneller an den Anfang des Kartensets springen, bei maximal mitführbaren 99 Karten immer zu wischen nervt dann leider. Habt ihr keine Karten mehr, dreht einmal pro Spielrunde am Kartenrad für je 10 Münzen. Merkwürdig ist zudem, dass ihr nicht aussetzen könnt. Ihr müsst immer mindestens eine Karte auf einen Kartenplatz setzen und auch eine Anzeige, wie viele gleichartige Karten ihr in eurem Set mitführt, fehlt.

 

Paper Mario: Color Splash - Batterie

 

Dings, ähm… Musik bitte…!

Spezielle Karten sind neben den selbsterklärenden Gegnerkarten die Dings-Karten, die ihr durch Ausquetschen von Objekten in der Spielwelt bekommt. Merkt euch lieber gleich, wo welches Ding in den Levels steht, denn ihr werdet sie öfters brauchen, sowohl im Kampf, als auch in den Levels selbst. Einmal entdeckt, kauft ihr sie alternativ einfach in der Hafenstadt erneut, was kein Problem darstellen sollte. Dank der hohen Münzanzahl, die ihr unterwegs ansammelt, habt ihr weder Dings- noch Kartenknappheit. Bei 9999 Münzen ist dann Schluss und das erreicht ihr recht schnell, nicht zuletzt mit den acht Schnick-Schnack-Schnuck-Arenen auf der Oberwelt-Karte. Spielt dort Schnick-Schack-Schnuck als groß inszenierte Events in Arenen für bestimmte seltene Karten oder zusätzliche Minispiele hinter besonderen Türen in den Levels wie Memory oder Einarmiger Bandit mit Blöcken für Standardkarten. In Letzteren hört ihr ein neu aufgelegtes und bekanntes Musikstück aus einem alten Mario-Klassiker. Herrlich!

Ein Highlight ist nämlich insbesondere die tolle, hochwertige und aufwändig gemachte Musikuntermalung. Mit an Bord sind sowohl völlig neuartige Stücke, als auch Abwandlungen bekannter Titel. Sie werden der Audiothek des Museums in Port Prisma hinzugefügt, wenn ihr alle farblosen Stellen des jeweiligen Levels mit eurem Farbhammer wieder eingefärbt habt. Ihr könnt sie danach jederzeit dort anhören, nur leider muss pro Titel die Schallplatte erst mal aufgelegt werden, was eine unnötige Verzögerung darstellt. Doch zurück zum Museum an sich: neben der Audiothek gibt es eine Kunstgalerie mit Artworks der Entwickler. Das Freischalten erfordert das Spenden von Karten in den Kartenräumen, ein System, das ebenfalls schon in Sticker Star vorkam. Standard-, Gegner- und Dings-Karten müssen hier gespendet werden, damit ihr die Sammlung vervollständigt.

 

Paper Mario: Color Splash - aufgerollter Weg

 

Schere und Papier bitte…!

In den Levels kommt dann noch die Ausschneide-Funktion von Mario und Farbian zum Einsatz. Auf dem Wii U Gamepad malt ihr ein gestricheltes Muster nach, an dem die Schere einen Ausschnitt erstellen soll. Entweder könnt ihr so eure Dings-Karten an den dafür vorgesehenen Plätzen in den Levels anbringen oder ihr werdet in das Ausgeschnittene gesetzt und lauft darin zum Beispiel von einem Ende ans andere, um Stellen zu erreichen, an die ihr sonst nicht gelangt wärt. Oder ihr trefft dadurch Luigi, er ist wieder an mehreren Stellen im Spiel versteckt, also findet ihn! Leider gibt es aber außer Farbian keine weiteren Nebencharaktere, die dauerhaft an eurer Seite bleiben und euch unterstützen.

Nach gewonnenen Kämpfen lässt sich mit erscheinenden Papphämmern allmählich die Farbkapazität eures Hammers erweitern und nach erfolgreichem Kampf um einen großen Farbstern eure Kraftpunkte-Anzahl. Unter bestimmten Bedingungen könnt ihr des Weiteren ein paar wenige neue Kartenplätze erhalten, um mehrere Karten pro Spielrunde einsetzen zu können. Oft erinnert Color Splash leider zu sehr an Sticker Star oder neuere Titel wie New Super Mario Bros. und Super Mario 3D World, insbesondere bei einigen Umgebungs-Designs. Auch die Bosse sind keine Neulinge, hier wären neue Gegner sicherlich besser gewesen. Die Koopalinge sind eben schon ein alter Hut. Wünschenswert wären auch Orden für besondere Effekte gewesen, wie sie in Paper Mario für das Nintendo64 vorhanden waren.

Fazit

Neben vielen thematisch unterschiedlichen und tollen Levels bleibt Port Prisma stets der zentrale Ort des Spiels, an den ihr häufiger zurückkehren werdet. Hier bekommt ihr neue Briefe, kauft Dingse oder Karten, spendet welche im Museum oder bekommt Hinweise darauf, wie ihr als nächstes weiterkommt. Natürlich könnt ihr auch einfach nur euren Farbvorrat und eure Herzen am Brunnen wieder auffüllen. Genau wie in Paper Mario: Sticker Star gibt es wieder Fahnenmasten. Werft daran doch mal einen Blick auf eure besonderen Leistungen. Übrigens sind nicht nur die Koopalinge ein alter Hut, Birdo und Mutant-Piranha waren bereits in Sticker Star vertreten. In Sticker Star war das Museum hingegen sogar besser ausgeschmückt mit einem Stellplatz pro Dings-Objekt. Leider kommt Color Splash somit nicht an die Genialität des ersten und zweiten Teils für Nintendo64 und GameCube heran. Freut euch aber auf Levels, die folgende Thematiken aufgreifen: Metal Gear Solid, Super Mario Bros. 3 und Piraten. Was genau es damit jeweils auf sich hat, lohnt es sich zu erleben, allerdings dürft ihr das gerne selbst herausfinden.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Download-Codes von Paper Mario: Color Splash! Die Bilder in diesem Artikel stammen von Nintendos Presseserver.

Bewertung

7.5
Gesamt
-
Mehrspieler

Gut


Kurzfazit

„Paper Mario in altem Gewand mit neuem Anstrich und Karten statt Stickern.“

Tobias Maul

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