Test: Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call (3DS)


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Mit Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call bringt Square Enix das zweite Rhythmusspiel im Final Fantasy-Gewand auf die Nintendo 3DS-Familie. Ob der Nachfolger des beliebten ersten Teils noch mehr begeistern kann oder stagnierendes Niveau geboten wird, verrät euch unser ausführlicher Test.

Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call ist der Nachfolger von Theatrhythm Final Fantasy, das 2012 zum 25. Geburtstag der Final Fantasy-Serie auf der Nintendo 3DS-Familie (später auch iOS) erschienen ist. Der Titel griff die schönsten Musikstücke der Serie auf, zu denen der Spieler im Rhythmus die Noten auf dem Touchscreen des Handhelds antippen, führen oder berühren musste. Das grundlegende Spielprinzip hat sich im Nachfolger nicht geändert. Allerdings ist fast alles noch mal umfangreicher, schöner und besser geworden. Gab es im ersten Teil der Serie nur drei Songs pro Final Fantasy-Ableger, so bietet Curtain Call zum Teil über 10 Songs je Ableger. Doch eins nach dem anderen…

Erinnerungen an 25 Final Fantasy-Ableger

Hand auf’s Herz: Wer von euch kennt nicht den Moment, in dem man bekannte Melodien aus Spielen, Filmen oder Serien hört und schlagartig Erinnerungen an das jeweilige Medium aufkommen? Vermutlich kennt jeder diesen Moment. Genau das ist vielleicht sogar das schönste, das Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call (fortan nur noch Curtain Call) mit sich bringt. Der Titel beinhaltet von Haus aus über 200 Musikstücke aus 25 Final Fantasy-Ablegern, die euch an Kämpfe, Events oder Erkundungen von Steppen, Städten oder gar ganzen Planeten erinnern. Dabei sind selbstverständlich alle bislang veröffentlichten Hauptableger und sogar einige Nebenableger wie beispielsweise das für den Nintendo GameCube erschienene Final Fantasy: Crystal Chronicles beinhaltet. Leider fehlt zum Beispiel der Wii-Titel Final Fantasy Crystal Chronicles: The Crystal Bearers - alle Serienableger sind also auch diesmal nicht enthalten. Vielleicht ändert sich das aber noch, da wöchentlich neue Songs und Charaktere zum Preis von jeweils 0,99 € via DLC erworben werden können. Insgesamt sind aber deutlich mehr Ableger und weitaus mehr Songs im Grundspiel enthalten, als es beim Vorgänger der Fall war.

Bringt die Noten in den Takt

Das Herzstück von Curtain Call sind wie im Vorgänger die Music-Stages. Diese absolviert ihr in einem Team bestehend aus vier Charakteren, das ihr frei nach eurem Geschmack zusammenstellen könnt. Ob ihr nun Tidus aus Final Fantasy X oder Serah aus Final Fantasy XIII-2 als Teammitglied haben wollt, obliegt voll und ganz euch. Insgesamt gibt es drei verschiedene Arten von Music-Stages: Battle Music Stage (BMS), Field Music Stage (FMS) und Event Music Stage (EMS). Jede dieser Stages kann außerdem in drei Schwierigkeitsgraden gespielt werden. Je höher der Schwierigkeitsgrad gewählt ist, desto höher ist die Frequenz der Noten, die gespielt werden wollen.

Test: Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call (3DS)Grüne Noten müssen gehalten, rote Noten kurz angetippt und goldene Noten in ihre Pfeilrichtung geführt werden. Zu sehen ist ein BMS-Level.

Der Spielfluss ist je nach gewähltem Stage-Typ etwas unterschiedlich. In den BMS-Leveln gibt es insgesamt 4 Tonleisten, auf denen sich die Noten von links nach rechts bewegen. Jede Tonleiste steht für ein Teammitglied Parte und ihr müsst im richtigen Augenblick die Noten antippen (rote Noten), führen (goldene Noten) oder berührt halten (grüne Noten). Wie es der Name schon verrät, kämpft ihr in diesen Stages gegen die verschiedensten Gegner aus dem Final Fantasy-Universum.
In den FMS-Leveln gibt es nur eine Tonmarkierung. Hier müsst ihr erneut im richtigen Augenblick die Noten antippen, führen oder berührt halten. Abweichend zu den BMS-Leveln müssen hier Noten, die berührt werden sollen, auch in ihrer Tonhöhe angepasst nach oben oder unten bewegt werden. Während ihr die Note in ihrer Tonhöhe anpasst, müsst ihr außerdem diverse Zwischenpunkte auf der Note erreichen. Die FMS-Level stellen das Erkunden von Landschaften in den Serienablegern dar.
Die EMS-Stages stellen die kniffeligsten Level dar. Hier bewegt sich die Zielmarkierung über eine feste Richtlinie, auf der sich die Noten befinden. Ihr müsst nun im richtigen Moment die Noten antippen, führen oder berührt halten, was nicht immer ganz einfach ist, da die Noten erst kurze Zeit vorher auf der Richtlinie erscheinen. Außerdem ist hier der Toleranzbereich der Zielmarkierung geringer als in den anderen Stages. Optisch präsentieren sich diese Level am spektakulärsten. Insbesondere, wenn die Render-Sequenzen der späteren Final Fantasy-Ableger gezeigt werden, kann die optische Wucht schon mal sehr beeindruckend sein.

In jeder Music-Stage gibt es darüber hinaus eine sogenannte Feature-Zone, in der die Noten andere Farben als sonst aufweisen. Gelingt es euch, innerhalb diesen Bereichs alle Noten zu spielen, so startet ihr in den BMS-Leveln mächtige Beschwörungsangriffe, während ihr in den FMS-Leveln vorübergehend auf eurem Chocobo reiten dürft und in den EMS-Leveln die Extended-Version des jeweiligen Songs aktiviert. Eine Zeitlinie am unteren Bildschirmrand des 3D-Displays informiert euch übrigens, wie lange der Song noch gespielt wird und wann die Feature-Zone ansteht.

Test: Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call (3DS)Eine vollständige Noten-Kette wird als "Full Chain!" bezeichnet und wirkt sich positiv auf eure Levelwertung und Rhythmia aus. Zu sehen ist das Ende eines FMS-Levels.

Je nach Genauigkeit eurer Eingabe wird eure Note als verpasst, schlecht, gut, großartig oder kritisch gewertet. Ziel ist es, möglichst alle Noten kritisch zu treffen und keine zu verpassen. Verpasst ihr eine Note, hat dies Konsequenzen: Euer Team hat nach klassischer Final Fantasy-Manier eine HP-Leiste, die sich mit jeder verpassten oder schlechten Note verringert. Sobald die Leiste erschöpft ist, ist das Spiel vorbei. Schlechte und verpasste Noten unterbrechen außerdem eure Noten-Kette, die im besten Fall ununterbrochen als perfekte Kette erreicht werden sollte. Je besser eure Noten gewertet werden, desto mehr Punkte sammelt ihr. Am Ende jeder Stage erhaltet ihr eine Gesamtwertung für eurer Spiel, wobei SSS die Höchstwertung darstellt.

Für jede absolvierte Stage erhaltet ihr außerdem sogenannte Rhythmia. Rhythmia sind Musikwellen, die ihr sammeln müsst, um weitere Modi (darunter auch Kernmodi wie den Online-Modus), Event-Music-Stages, Charaktere und Funktionen wie das Anpassen der Soundeffekte freizuschalten. Auch könnt ihr durch Rhythmia eigens für Curtain Call komponierte Medleys freischalten. Eine ununterbrochene Notenkette bringt euch zusätzliche Rhythmia, ebenso etwa das Einsetzen des Titelcharakters des jeweiligen Final Fantasy-Ablegers. Spielt ihr zum Beispiel mit Lightning einen Song aus Final Fantasy XIII, so erhaltet ihr am Ende Bonuspunkte. Es gibt noch weitere Kriterien, für die ihr Bonus-Rhythmia erhalten könnt. Ihr solltet ständig versuchen, so viele Rhytmia wie möglich zu sammeln. Gleichzeitig sind Rhythmia übrigens auch dazu notwenig, den Musikkristall, der die Spielewelt mit Harmonie versorgt, wieder zum strahlen zu bringen. Diese kleine Geschichte umrahmt den Titel ähnlich wie den Vorgänger und wäre erneut nicht unbedingt notwendig gewesen.

Quest Medleys, Museum und mehr

Ihr könnt sämtliche Songs wie oben beschrieben unmittelbar anwählen und los spielen. Neu ist, dass ihr nun die Möglichkeit habt, die Songs mit einem Filter zu sortieren. So ist es unter anderem möglich, die Songs nach Spiel, Stage-Art oder Favoriten, die ihr selber festlegen könnt, zu sortieren. Der aus dem Vorgänger bekannte „Series-Modus“, bei dem ihr einen Final Fantasy-Ableger wählen konntet und dann der Reihe nach die dazugehörigen Songs gespielt habt, ist nicht mehr vorhanden. Damit geht auch einher, dass anders als beim Vorgänger die EMS-Level nicht mehr von Beginn an zur Verfügung stehen, sondern erst freigespielt werden müssen. Der Langzeitmotivation tut dies aber gut: Um alle EMS-Level spielen zu können, müsst ihr über 25.000 Rhythymia sammeln. 

Außerdem wurde für den Series-Modus ein mehr als guter Ersatz gefunden: Die sogenannten Quest-Medleys. Diese gibt es in verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden. Je nach Quest-Medley müsst ihr eine variierende Anzahl an Songs hintereinander mit einer einzigen HP-Leiste durchspielen. Auf eurem Weg zum Endboss gibt es mehrere Abzweigungen, für die teilweise Schlüssel oder andere Items aus vorherigen Quest-Medleys notwendig sind. Das Prinzip erinnert dabei an Rettet die Krone II und geht auch hier voll und ganz auf. Das Spielen der Quest-Medleys ist zum Sammeln von Sammelkarten, Kristallen und Rhytmia sehr empfehlenswert. Insbesondere spielt ihr so auch Songs, die ihr selber nicht unbedingt anwählen würdet. Die Sammelkarten, die mit vielen Details zu den Spielen, Charakteren und Gegnern ausgestattet sind, könnt ihr euch im Museum ansehen. Leider wurde das Spiel erneut nicht lokalisiert, weshalb ihr euch hier auf einen hohen englischen Textanteil einlassen müsst. Neben den Sammelkarten findet ihr im Museum außerdem ein Theater, in dem ihr euch alle Filme aus den EMS-Leveln ansehen könnt, einen Music Player und eine Übersicht auf die insgesamt 96 In-Game-Trophäen. Am Umfang magert es also auch abseits der hohen Songanzahl nicht.

Test: Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call (3DS)In den Quest-Medleys gibt es jeweils mehrere Abzweigungen. Jeder Weg hält verschiedene Songs, Items und Ereignisse bereit. Am Ende wartet immer ein Boss auf euch.

Die vorhin erwähnten Sammelkarten könnt ihr übrigens auch im Charakter-Kristarium einsetzen. Ähnlich wie in den Hauptablegern könnt ihr auch in Curtain Call eure Charakter mithilfe eines Kristariums zusätzlich zum normalen Levelfortschritt aufleven. Ein bisschen Taktik und typisches Final Fantasy-Aufleveln kommt somit auch nicht zu kurz.

Lokal, Online, Street- und Spotpass

Doch damit nicht genug. Curtain Call bietet euch neben all diesen Single-Player-Modi auch noch einen Multiplayer-Modus an. Ihr könnt entweder lokal oder online gegen bis zu drei Mitspielern antreten. Als Besonderheit kommen im Versus-Modus Items zum Einsatz, die zum Beispiel den Notenfluss aus dem Takt bringen oder die Sensibilität der Zielmarkierung stark einschränken. Hierdurch kommt etwas Abwechslung ins Spiel und die Glückskomponente in Form der Items macht den Onlinemodus auch für Neulinge interessant, da selbst Veteranen durch die Items aus dem Takt gebracht werden können. Andererseits könnte genau dieser Aspekt auch dazu führen, dass Perfektionisten ihn eher vermeiden. Spaß macht der Modus dennoch, auch wenn Online zum Zeitpunkt des Tests noch relativ wenig los war.
Außerdem unterstützt das Spiel auch Street- und Spotpass. Über Streetpass könnt ihr unter anderem eure Profilkarten austauschen, die ihr anhand diverser freischaltbarer Vorlagen individuell gestalten könnt. Spotpass wird hauptsächlich genutzt, um euch über Updates und Angebote im DLC-Shop zu informieren.

Mehr Präzision dank Button-Control

Der vielleicht größte Kritikpunkt am Vorgänger war, dass die Touchsteuerung nicht immer hundertprozentig funktioniert hat. Auch in Curtain Call ist die Touchsteuerung nach wie vor nicht perfekt. Vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden kann es bei den Noten, bei denen die Richtung angegeben werden muss (hierzu müsst ihr den Touchpen etwa nach links, rechts, oben oder unten über den Screen bewegen) zu Erkennungsfehlern kommen. Allerdings werden die Gesten insgesamt genauer erkannt als es noch vor zwei Jahren der Fall war.

Test: Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call (3DS)Im Kristarium könnt ihr nach traditioneller Final Fantasy-Manier eure Charaktere Mithilfe der Sammelkarten aufrüsten. So kommt neben den ausrüstbaren Items und festlegbaren Spezialangriffen noch etwas mehr Taktik ins Spiel.

Diesmal kann man über diese Schwäche hinwegsehen, da neben der Touchsteuerung nun auch Button-Control angeboten wird. Um eine Note zu spielen, müsst ihr hierzu einfach nur noch den A-Knopf drücken. Die Richtung einer Note wird Mithilfe des Schiebepads angegeben und auch die Tonhöhe wird mit diesem bestimmt. Diese Steuerungsmethode funktioniert einwandfrei und es ist deutlich angenehmer, in den höheren Schwierigkeitsklassen gute Wertungen zu erzielen. Es ist sogar möglich, einen Mix aus beiden Steuerungsvarianten zu spielen. So könnt ihr beispielsweise via Touchpen normale, rote Noten spielen und mit dem Schiebepad hingegen die goldenen Richtungsnoten steuern.
An der Stelle möchten wir euch darauf hinweisen, dass der Teleskop-Touchpen des klassischen Nintendo 3DS weniger für Curtain Call geeignet ist. Wir empfehlen euch einen stabilen und großen Touchpen, wie er dem Nintendo 3DS XL oder der Wii U beiliegt, zu verwenden.

Ein Genuss für die Ohren und das Fanherz

Nun zu einer der wichtigsten Fragen: Wie sieht es mit dem Sound aus? Dieser ist, wie es sich für ein Musikspiel gehört, hervorragend. Besonders zu empfehlen ist es, Kopfhörer zu verwenden, um eine noch bessere Soundleistung genießen zu können. Die Musikstücke liegen immer in ihrem Original vor. Soundtracks der älteren Final Fantasy-Ableger wurden also nicht mit einem Orchester neueingespielt. Das ist aber auch weiter nicht schlimm, da man so über die zahlreichen Ableger hinweg die Entwicklung der soundtechnischen Möglichkeiten nachgehen kann. Das Fanherz freut sich ohnehin über jeden Song, der im Spiel anklingt.

Grafisch schlägt sich Curtain Call übrigens auch nicht schlecht. Sicherlich, ihr dürft keine Referenzgrafik erwarten. Dafür dürft ihr euch aber auf ein liebevoll und detailliert gestaltetes Spiel freuen, bei dem Fanbonus groß geschrieben wurde. Die Level sind beispielsweise immer den Umgebungen der jeweiligen Final Fantasy-Spiele angelehnt. Auch die Gegner, die ihr in den BMS-Leveln bekämpfen müsst, werden euch bekannt vorkommen. So ist unter anderem Orphanus aus Final Fantasy XIII oder die Hexe Edea aus Final Fantasy VII zu sehen. Generell hat sich indieszero bei der Gestaltung der Charaktere, Menüs und Sammelkarten viel Mühe gegeben. Alles wirkt wie aus einem Guss. Der 3D-Effekt ist erwartungsgemäß eher dezent eingesetzt worden, was weiterhin aber nicht stört. Ihr werdet euch ohnehin hauptsächlich auf die Noten auf dem Display konzentrieren.

Test: Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call (3DS)Insbesondere die EMS-Level kommen mit den spektakulären Zwischensequenzen aus den späteren Final Fantasy-Ablegern optisch sehr gut rüber.

Fazit

Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call ist eine konsequente und sinnvolle Weiterentwicklung von Theatrhythm Final Fantasy. Square Enix und indieszero ist es gelungen, ein bereits sehr gutes Spiel nahezu perfekt zu machen. Kritikpunkte sind kaum zu finden. Sicherlich ist es schade, dass erneut nicht alle Serienableger im Spiel vertreten sind und die Touchsteuerung in der Experten- und Meisterklasse nicht jede Geste richtig erkennt. Eventuell kommt hier aber auch die Hardware an ihre Grenzen, da die Noten teilweise im Sekundentakt gespielt werden müssen. Dank dem Button-Control gibt es nun aber eine einwandfrei funktionierende Alternative. Kann man kritisieren, dass das Spiel wieder einmal nicht lokalisiert wurde? Durchaus. Da im eigentlichen Spielfluss aber ohnehin nicht gelesen werden muss, ist dieser Punkt eher sekundärer Natur. Was bleibt, ist ein fantastisches Spiel, das vor allem für Final Fantasy- und Rhythmusspielfans zu empfehlen ist. Auch Fans von Videospielmusik dürfen einen Blick riskieren.

Bewertung

9.0
Gesamt
8.5
Mehrspieler

Hervorragend


Kurzfazit

„Rundum sinnvoll erweitert und konsequenz weiterentwickelt. Curtain Call macht alles was sein Vorgänger tat, nur noch besser.“

Sebastian Müller

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