Test: Paper Mario: Sticker Star (3DS)


  • Test

Das bisher letzte Paper Mario-Spiel erschien bereits 2007 – also vor fünf Jahren – für die Wii. Nun kehrt der berühmteste Klempner der Welt wieder in die Papierform zurück und begibt sich dabei zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe in ein Handheld-Abenteuer auf dem 3DS.

Nintendos Maskottchen Mario hat schon viele Aufgaben unternommen und auch in Rollenspielen war der Klempner und Prinzessinnen-Retter schon des öfteren unterwegs. Gerade die von Intelligent Systems entwickelten Paper Mario-Spiele für das Nintendo 64 und den GameCube gehören zu den großen Highlights des Mario-Universums. Mit Paper Mario: Sticker Star bringen euch die Entwickler nun endlich zurück in die flache Papierwelt des Pilzkönigreichs. Dabei orientieren sie sich zwar – sicherlich zur Freude vieler Fans – wieder an Paper Mario: Die Legende vom Äonentor, machen aber trotzdem einiges anders.

Zu allererst sei da die Geschichte. Diese fällt relativ einfach und unspektakulär aus. Im Pilzkönigreich steht wieder einmal das Stickerfest an und der Stickerkomet steht auf der Bühne im Mittelpunkt. Doch just in diesem Moment kommt Bowser und will sich den mächtigen Kometen unter die Krallen reißen. Das führt dazu, dass der Komet zerbricht, die Kometensplitter über die Welt verteilt werden und die sechs Royalsticker verloren gehen. Gleichzeitig entführt Bowser auch Peach. Gemeinsam mit der Bewohnerin des Stickerplaneten und Begleiterin des Stickerkometen, Kersti, ist es nun eure Aufgabe wieder für Ordnung zu sorgen. Viel mehr Story wird euch nicht geboten. Es bleibt also letztlich alles bei der relativ typischen Mario-Geschichte. Viele Fans der Vorgänger, gerade der ersten beiden Teile, dürften auch die Begleiter vermissen. Außer Kersti, die sich nicht an den Kämpfen beteiligt und oft eher nervt als hilfreich ist, seid ihr während eures Abenteuers alleine unterwegs. Ihr trefft zwar immer wieder auf andere Charaktere, doch dabei handelt es sich in erster Linie um Toads oder auch Gumbas, Koopas und dergleichen.

Die Kämpfe laufen nun wieder gewohnt rundenbasiert ab, bieten zugleich aber auch ein gewisses Action-Element. Dabei sind die namensgebenden Sticker zugleich die größte Neuerung, aber auch unerlässlich für die Kämpfe. Sie dienen nämlich als Marios Angriffe. So wählt ihr einen der Aufkleber aus und die entsprechende Attacke wird ausgeführt. Ein Sprung-Sticker führt beispielsweise zu einem entsprechenden Sprung-Angriff, während der Hammer-Aufkleber Mario eben genau dieses Werkzeug schwingen lässt. Drückt ihr außerdem im richtigen Moment auf den A-Knopf, so führt der Klempner die Attack stärker, besser oder einfach länger durch. Dazu ist es wichtig, die Art der Aufkleber zu beachten, da die Standardsticker in verschiedenen Wertstufen vorkommen, von denen wiederum die Stärke eurer Angriffe abhängig ist.

Mario selbst verfügt über keine Statuswerte wie Stärke, Angriff, Verteidigung oder ähnliches. Damit ist es vollkommen von euren Aufklebern und eurem Geschick bei den Action-Einlagen abhängig, ob ihr ein Angriff stärker ausfällt oder ihr den selbst erlittenen Schaden minimieren könnt. Der Verzicht auf Statuswerte geht einher mit den fehlenden Erfahrungspunkten und Levelaufstiegen. Damit verliert Paper Mario: Sticker Star ein ganz klares Merkmal eines Rollenspiels. Die Kämpfe selbst sind letztlich auch nur noch selten sinnvoll, um zum Beispiel an Aufkleber zu gelangen, die Gegner hinterlassen. Oft nerven sie auch nur oder fallen zumindest störend auf, was dazu führt, dass die Gegner einfach umgangen werden, sofern möglich. Die Energieleiste von Mario erhöht ihr übrigens durch Herzen, die in den Leveln versteckt sind.

Damit wäre auch schon der nächste Punkt angesprochen. Paper Mario: Sticker Star verfügt über keine wirklich zusammenhängende Welt, sondern ist in eine Weltkarte und mehrere Level unterteilt. Dabei unterscheiden sich diese wiederum in mehrere Welten, die thematisch unterschiedlich ausfallen. So wie bei einem Mario-Jump & Run eben. Und genau dieses Gefühl kommt manchmal auf, wenn ihr die Level durchstreift. Es wirkt einfach immer wieder mal so, als würdet ihr einfach nur ein typisches Mario-Spiel mit einem etwas anderen Grafik-Stil spielen. Das soll nun natürlich nicht heißen, dass dabei kein Spaß aufkommt, doch das Paper Mario-Feeling stellt sich nicht immer so ein, wie man es von den Vorgängern gewohnt ist.

Auch der serientypische Humor kommt gelegentlich ein wenig zu kurz, ist aber dennoch vorhanden. Dieser kommt allerdings nicht an andere Mario-Rollenspiele – seien es nun direkte Vorgänger oder die Mario & Luigi-Teile für die Handhelds – heran. Das liegt zu einem nicht geringen Teil wohl auch an den fehlenden Begleitern und besonderen Charakteren. Etliche Toad, die in unterschiedlichen Farben daherkommen, bieten einfach nicht so viel Abwechslung.

Doch aller Kritik zum Trotz macht Paper Mario: Sticker Star Spaß. Die Level sind kurzweilig gestaltet – und damit perfekt für eine kurze Runde zwischendurch geeignet. Das Spielgeschehen weiß zu motivieren. Und die Sticker sind eine wirklich gelungene Neuerung. Gerade die Rätsel, bei denen es oft darauf ankommt, den richtigen Sticker zu platzieren, wissen zu gefallen, auch wenn sie sich auf Dauer etwas abnutzten, da sie im Prinzip nur wenig Abwechslung bieten. Ein weiterer Kritikpunkt verbirgt sich aber auch hier wieder. Nicht selten passiert es, dass ihr nicht den richtigen Sticker für ein Rätsel bei euch tragt und den Level wieder verlassen müsst, um den Aufkleber zu besorgen, den ihr braucht. Nicht selten handelt es sich dabei um einen der besonderen Sticker, die ihr aus sogenannten Dingsen – Nicht-Papier-Gegenstände wie Schere, Fächer oder Ventilator – herstellt. Weit ärgerlicher ist es aber, wenn ihr eine bestimmte Art Aufkleber für einen Bosskampf dringend braucht, um diesen überhaupt besiegen zu können. Allgemein ist es unabdingbar bei den größeren Gegnern auch einige besondere Aufkleber mit sich zu führen, da ihr sonst kaum eine Chance gegen sie habt.

In Sachen Grafik braucht sich Paper Mario: Sticker Star auf keinen Fall verstecken. Der 3DS-Titel sieht wirklich hübsch aus und obwohl die Charaktere durch ihre Papier-Form ganz klar 2D sind, ist den Entwicklern der 3D-Effekt hervorragend gelungen. Das liegt daran, dass die Level wie ein Diorama wirken. An einigen Stellen erleichtert euch der 3D-Effekt sogar das Meistern einer etwas kniffligeren Stelle, unbedingt nötig ist er aber niemals. Auch die Sound- und Musikuntermalung ist gelungen und kommt typisch marioartig daher.

Fazit

Paper Mario: Sticker Star ist nicht das erhoffte Rollenspiel-Meisterwerk geworden. Das liegt in erster Linie an dem Verzicht auf maßgebliche Rollenspiel-Elemente wie Erfahrungspunkte, Statuswerte und Levelaufstiege. Aber auch die Geschichte plätschert einfach zu sehr vor sich hin und ist nicht so interessant wie in den Vorgängern. Dafür hat das Team von Intelligent Systems mit dem Stickersystem eine sehr schöne und neue Idee eingebaut, die wirklich gut funktioniert. Der Zuschnitt des Spiels auf ein eher klassischeres Levelsystem mit einer Weltkarte ist dem Handheld geschuldet und hier sicherlich auch sinnvoll. Ich möchte aber auch anmerken, dass Paper Mario: Sticker Star trotz aller Kritik kein schlechtes Spiel ist. Es macht Spaß und weiß zu unterhalten, aber die Erwartungen an den großen Namen kann der 3DS-Titel nicht erfüllen.

Bewertung

7.0
Gesamt
-
Mehrspieler

Gelungen


Kurzfazit

„Gelungener Handheld-Ableger der Reihe, der mit dem interessanten Sticker-System auftrumpft, durch Abstriche bei RPG-Elementen und Geschichte aber nicht an die Vorgänger herankommt.“

Alexander Geisler

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